Sind wir eigentlich noch zu retten? Nachhaltigkeit auf der Agenda 2020

31. Januar 2020

Unser Haus der Zukunft brennt – die Klimakrise wird das Jahr 2020 prägen, wie wohl kein anderes Thema. Einst wurden die “Ökos” in ihrer Nische belächelt, heute entwickelt sich daraus eine neue globale Identität. Nachhaltigkeit wird zu einer gesellschaftlichen Bewegung und das Thema durchzieht jeden politischen Diskurs, alle ökonomischen Debatten und Branchen. Doch es bleibt die Frage: Setzen wir auf die richtigen Maßnahmen, um unsere Welt zu retten? In unserer neuen Blogreihe #GREENLEADERS wollen wir durch positive Vorbilder, Leuchtturm-Projekte und “grüne” Inspiration Mut machen und Ideen schaffen, um Nachhaltigkeit endlich auf die Agenda zu setzen.


“Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Anleger muss sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen”, mahnte Blackrock-Chef Larry Fink in einem veröffentlichten Schreiben an die Chefs weltweiter Konzerne. Der weltgrößte Vermögensverwalter rechnet mit einer “fundamentalen Umgestaltung der Finanzwelt”. Was mehr als 11.000 Wissenschaftler schon lange proklamieren, sickert nun bis in die letzten Vorstandsbüros und Meetingräume dieser Welt: Wir steuern geradewegs auf eine Klimakatastrophe zu, die zwangsläufig eine wirtschaftliche und gesellschaftliche ist. Der Klimawandel verändert alle Bereiche unseres Lebens und zwar massiv. Vor Beginn des diesjährigen World Economic Forums in Davos erschien der alljährliche Risikobericht zu den zehn größten Gefahren der Weltgemeinschaft: Auf den ersten fünf Plätzen stehen Phänomene, die durch den Klimawandel verursacht werden. Etwa 2.800 Delegierte aus 117 Ländern, darunter 53 Staatsoberhäuptern und Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kamen zusammen. Unter ihnen führende Persönlichkeiten wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump, der chinesische Vizepremier Han Zheng über UN-Generalsekretär Antonio Guterres und Klimaaktivisten Greta Thunberg – sie alle diskutierten vor allem über die Frage: Lässt sich die Welt noch retten und wenn ja, wie?
Denn der Juni 2019 gilt als der wärmste seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen und die Stimmen, um die Sorge zur Wasserknappheit werden lauter. Erst kürzlich errechnete der Weltklimarat IPCC, dass wir bei einer Erderwärmung von zwei Grad Celsius mit rund 280 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen müssen. Und während wir als Verursacher des sechsten Massensterbens der Artenvielfalt in die Geschichte einzugehen drohen, steht ein ganzer Kontinent in Flammen: Seit Oktober sind in Australien zehn Millionen Hektar abgebrannt.

Das neue Werteverständnis
Doch wo vor Jahren nur zaghaft überlegt wurde, scheint langsam Bewegung ins Spiel zu kommen. Blackrock selbst hat sich vor kurzem dem Netzwerk “Climate Action 100+” angeschlossen und fordert von Unternehmen mehr Transparenz und nachvollziehbare Ziele beim Thema Klimaschutz. Die Klimakrise wird zum entscheidenden Wirtschaftsfaktor. Microsoft will in den nächsten Jahrzehnten seinen gesamten CO2-Ausstoß wiedergutmachen und die Generation “Purpose” sucht händeringend nach Jobs, die mehr versprechen, als ein regelmäßiges Gehalt. Eine ganze Generation verändert zudem ihr Konsumverhalten und lebt werteorientiert – teilen statt besitzen, leihen statt kaufen. Das neue Werteverständnis zeigt sich aber nicht nur im Konsum, sondern auch im Handeln, wie das aktuelle Beispiel des Siemens-Chef Joe Kaeser nicht besser zeigen könnte. Er bietet der 24-jährigen Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen Posten im Aufsichtsgremium der künftigen Siemens Energy AG an – sie lehnt ab. Hier treffen Welten aufeinander. Die junge Generation verzichtet auf gut bezahlte Posten, in diesem Fall sogar auf einen Aufsichtsrat-Posten und kümmert sich lieber darum, die Welt zu retten. Die Fridays-For-Future Bewegung wird in die Geschichtsbücher eingehen. Eins ist also klar: Der Druck auf die Unternehmen, endlich zu handeln und Stellung zu beziehen nimmt rasant zu. Bereits am vergangenen globalen Klimastreik demonstrierten zahlreiche Mitarbeiter gegen ihren eigenen Arbeitgeber Google und Amazon. Sie drohten mit Arbeitsverweigerung, sollten diese ihren Einsatz gegen den Klimawandel nicht deutlich verstärken.


Klar ist allerdings auch, dass die derzeitigen Umwelt- und Klimaprobleme besser und völlig anders gelöst werden müssen als bisher – es braucht nun echte Handlungshelden, anstatt Schwarzmaler. Ein jedes Unternehmen ist bei der derzeitigen Lage aufgefordert, seine Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen, Investitionen zu überdenken und Prozesse zu überarbeiten.

Es ist Zeit zu handeln
Und es gibt sie bereits – die Unternehmen, die sich schon lange bemühen. Als ein gutes Beispiel geht das Unternehmen Tchibo voran, denn seit über 14 Jahren arbeiten sie an ihrer Nachhaltigkeit und wollen zu 100 Prozent klimaneutral werden. Dafür wollen sie alle Produkte, Prozesse und Lieferketten umstellen. “Wir freuen uns über die Fridays-For-Future Bewegung. Sie verändert etwas in unserer Gesellschaft und wir glauben daran, dass man sich auch einsetzten muss. Man darf sich in dieser Zeit als Unternehmen nicht zurücklehnen. Wir müssen wirklich große, schwierige, globale Fragen lösen. Und da müssen wir alle die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam anpacken,” so Nanda Bergstein, Director Corporate Responsibility bei Tchibo und Interviewgast im Changerider.

Eine Umstellung auf eine Wirtschaft, die viel weniger Kohlenstoff verbraucht, wird zu starken Umstrukturierungen führen. Doch dahinter steht auch eine große Chance. Durch die Senkung des Energieverbrauchs lassen sich im Unternehmen enorme Kosten senken. Mit “Low Hanging Fruits” können schnell mal 20 bis 30 Prozent der Emissionen vermieden werden. Und auch die Umstellung auf erneuerbare Energien ist dabei von entscheidender Bedeutung: Große Tech-Konzerne wie Amazon, Microsoft und Google setzen bereits auf Grünstrom-Deals und versuchen so bis 2030 zu 100 Prozent klimaneutral zu werden.

Wie immer, wenn man vor einer großen Herausforderung steht, stellt sich auch hier die Frage: Wo fange ich an? Wie immer, wenn es um Veränderung geht, ist die Unternehmenskultur der Dreh- und Wendepunkt. Denn der Geschäftserfolg hängt maßgeblich davon ab, wie die eigene Kultur durch die gesetzten Werte, Verhaltensweisen und Prioritätensetzungen geprägt ist. Damit zu beginnen, Nachhaltigkeit in die unternehmerische Kultur zu verankern, ist unabdingbar. Das Thema Nachhaltigkeit gehört auf die Top-Agenda 2020.

Einmal die “Rettung der Menschheit” – to go, bitte!
Ob die Welt mit ihrer Menschheit noch zu retten ist, wird viel diskutiert. Die einen sind sich sicher, wir können die vielen Klimafaktoren und ihre noch nie dagewesenen Folgen nicht mehr gut genug überblicken – es sei jetzt schon zu spät. So sagte der UN-Generalsekretär Antonio Guterres in Davos: “Wir werden durch den Klimawandel zerstört werden, nicht der Planet. Die Menschheit hat der Natur den Krieg erklärt, und die Natur schlägt auf sehr gewaltsame Weise zurück”. Bundeskanzlerin Merkel mahnte in ihrer Rede, dass es sich um eine “Transformationen von gigantischem historischem Ausmaß” handelt und betont: “Die Frage der Erreichung der Pariser Klimaziele könnte eine Frage des Überlebens dieses Planeten sein.”

Unternehmen müssen beginnen Verantwortung zu übernehmen und ihr Handeln und Tun in einen werteorientierten Kontext zu setzen, der Mensch und Umwelt gleichermaßen berücksichtigt. In unserer neuen Blogreihe #GREENLEADERS wollen wir Antworten geben, inspirieren und grüne Handlungshelden zeigen, von denen wir lernen können, die Welt zu retten. Denn wie heißt es immer so schön: Neues Jahr, neues Glück. Man glänzt gerne mit guten Vorsätzen. Vielleicht beginnt man das Jahr im ersten Schritt einfach mal mit guten Fragen: In welcher Welt wollen wir leben? Und habe ich das Gefühl, ich kann das gerade verantworten, was wir mit der Umwelt machen?


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MH 31. Januar 2020 · 17:30

Das Problem der Welt ist die exponenziell steigende Überbevölkerung von 83Mio neuen Erdenbürgern pro Jahr (Statista de.statista.com/stati…oelkerung/). Da jeder Mensch Resourcen und Energie verbraucht, der Eine mehr, der Andere weniger, und der Planet Erde von den Ressourcen her begrenzt ist, ist es ein mathematisches Problem, zu sehen,bis die Menschheit in ein Trap hinein läuft, je nach Spar- und Effizientsmaßnahme früher oder später, aber in (auch im menschlichen Maßstab) endlicher Zeit. Lifestyleprodukte und ein bisschen oder auch viel Change im Verhalten des Einzelnen werden nichts oder kaum etwas bewirken, insbesondere da die Hauptemittenten beim Menschen-gemachten Klimawandel, die USA und China dieses Spiel nicht mitmachen. Game lost – pessimistisch, aber statistisch die wahrscheinlichere Variante.

Antworten

Marie-Christin Bergmann Moderator 4. Februar 2020 · 16:01

Die Ressourcen unserer Erde sind auf jeden Fall begrenzt und die Verteilung wird in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen. Auch deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam einen nachhaltigen Wandel voran treibt. Danke für deine Meinung zu unserem Beitrag.

Autor

Marie-Christin Bergmann ist im Bereich Content und Communications bei etventure. Ihr Herz schlägt für Nachhaltigkeit, Innovation, Inspiration und werteorientiertes Handeln.

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