Die digitale Transformation hat nicht nur Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle, sondern auch auf die IT-Verantwortlichen (CIOs) in Unternehmen und ihre Abteilungen selbst. Die Fachzeitschrift CIO fasst in ihrer aktuellen Ausgabe (Januar/Februar 2015, S. 23 – 27) die Vorhersagen einschlägiger Analysten zusammen – hier ein kleiner Überblick.
Eigene Digitalisierungs-Unternehmen gründen
AT Kearny rät jedem Unternehmen, seine Digitalisierungs-Initiativen organisatorisch zu bündeln, um Chaos und Aktionismus zu vermeiden. Dabei sei die Gründung einer digitalen „Stand-alone Organisation“ bzw. eines eigenen Unternehmens einer „digitalen Division“( Innovationen gedeihen in einer solchen Umgebung nicht gut) oder einer „Digitalen Projektorganisation“ (Leistungsträger wechseln selten in eine temporäre Organisation) vorzuziehen. Denn so ließen sich „Digital Natives“ am ehesten für ein traditionelles Unternehmen gewinnen. Wichtig sei, die zu enge Kooperation mit den „Linienabteilungen“ zu vermeiden.
IT-Abteilungen müssen sich stärker um Geschäftsmodelle kümmern
Ähnlich wie IDC kommt die Experton Group glaubt, dass IT für Unternehmen zwar immer wichtiger werde, aber die Rolle der internen Unternehmens-IT immer unwichtiger. Es sei denn, clevere CIOs würden die Ziele ihres Unternehmens aktiv unterstützen, beispielsweise bei den Prozessen „der operativen und administrativen Geschäftseinheiten, aber noch mehr (…) horizontale Geschäftsprozesse, die die Unternehmenseinheiten untereinander mit Partnern (Kunden, Lieferanten) verbinden“. Hier bestehe in der Regel eine Koordinationslücke, in die die IT stoßen könne. Die Krönung sei, wenn die IT-Abteilungen technologische Innovationen in das Unternehmen einbrächten, die die Geschäftsprozesse optimierten oder sogar völlig neue Geschäftsmöglichkeiten entwickelten (Industrie 4.0).
Automatische Geschäftsprozesse müssen flexibler werden
Forrester Research entdeckt mit „Business-Process-Reengineering“ einen alten Bekannten an der Spitze der CIO-Agenda. Nur dass es diesmal nicht um die Digitalisierung manueller Prozesse durch große ERP-Implementierungen zum Zwecke der Effizienzsteigerung wie vor 20 Jahren ginge, sondern darum, „dies automatisierten Geschäftsprozesse wieder stärker auf den Menschen – auf Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner – auszurichten mit dem Ziel, Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität zu verbessern“.
Bis 2017: Senkung der Arbeitskosten um 30 Prozent
Am weitesten reichen die Prognosen des Gartner-Instituts, bis 2017 und darüber hinaus. Demnach werden innovative Geschäftsprozesse in drei Jahren vor allem auf Algorithmen bzw. Advanced Analytics beruhen. Erfolgreiche Geschäftsmodelle werden dann auf so genannten „instabilen“, also agilen Prozessen basieren. Vorteil: Sie sind so schnell änderbar und schwer zu kopieren. Insgesamt werde sich die Arbeit in den kommenden drei Jahren völlig verändern. Zwar könne der Mensch nie komplett ersetzt werden, dennoch werde das geltende Paradigma „labor-driven, technology-enabled“ ersetzt werden durch „digital-driven, human-enabled“. Gartner rechnet mit einer Kostensenkung für von Menschen und Maschinen geleistete Arbeit um 30 Prozent bis 2018. Menschliche Expertise werde im „herkömmlichen Business Process“ kaum noch benötigt, die „Geschäftsprozessexperten“ würden bis 2017 um die Hälfte abnehmen. Dafür würden 10-mal so viele „Digital Worker“ gebraucht wie jetzt.