Blik – Wie smarte Sensoren die Logistikbranche revolutionieren
22. März 2019
In unserer neuen Blogreihe ‘5 Startups 5 Industries’ sprechen Nicolas Wencelides und Christian Waidelich mit jungen Startups aus fünf verschiedenen Branchen. Ihr erfahrt was sie bewegt, welche Herausforderungen sie meistern müssen und welche Erfolge die Startups bereits feiern konnten. Den Anfang macht das Startup Blik.
blik hat sich vorgenommen, mit seiner disruptiven IoT-Lösung den Logistikmarkt aufmischen und Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Lieferkette sowie der Prozessoptimierung im Logistikbereich unterstützen. Das Münchner Startup erhielt 2018 ein siebenstelliges Investment in seiner Seed-Finanzierungsrunde und wurde bereits 2017 auf der Bitkom-Konferenz hub.berlin als Gewinner des Innovators‘ Pitch ausgezeichnet und erhielt den zweiten Platz beim TechCrunch „Disrupt Startup Battlefield“.
Die Logistikbranche wird immer mehr digitalisiert, welchen Mehrwert bietet Blik seinen Kunden?
Viele Unternehmen wissen alarmierend wenig über die Verfügbarkeit und den Standort ihrer Produkte, und das Lagerpersonal verbringt ein Drittel seiner Arbeitszeit mit dem Scannen von Barcodes. Für eben solche Probleme haben wir eine einzigartige Tracking Technologie geschaffen, damit der Kunde immer volle Transparenz über seine Lieferungen hat. Mittels Sensorentechnologie weiß der Kunde in Echtzeit, mit höchster Genauigkeit, in welchem Prozessschritt sich seine Lieferung befindet.
In welcher Entwicklungsstufe befindet ihr euch momentan?
Wir haben unser Produkt zunächst fertig entwickelt und sind schon über eine Pilotphase hinaus. Es gab bereits einen Proof of Concept (=Prototypen, Anm. d. Autors) sowie einen Proof of Value (=Markttests, Anm. d. Autors). Nun beginnen wir allmählich damit unser Produkt stärker auf dem Markt zu platzieren.
Was ist eure langfristige Vision für Blik?
Wir wollen Ressourcen sparen und die Logistikbranche smarter machen. Somit wollen wir ein mitdenkendes Logistiksystem anbieten.
Wie seid ihr damals darauf gekommen mit dieser Idee zu starten?
Die Idee resultierte aus intensiven Gesprächen mit unserem Mentor, Professor Pottner, der den Lehrstuhl Industrielogistik an der TU München besetzt. Herr Prof. Pottner erzählte uns, dass er bereits seit 20 Jahren versucht, das Problem mit RFID zu lösen und dabei aber leider auf keinen grünen Zweig kommt. Deshalb hat er uns gebeten, das Problem mal anzuschauen. Wir haben schnell festgestellt, dass es mit der RFID Technologie nicht funktionieren kann und entwickelten unsere eigene Plattform. Gleichzeitig hatten wir das riesen Glück, BMW als ersten Kunden zu gewinnen.
“Für den ersten Prototypen sind wir noch zu Conrad marschiert “
Was waren eure ersten Schritte?
Wir haben versucht, unsere Idee zunächst so ‘lean’ wie möglich aufzuziehen. Dafür haben wir mit ‘Off-the-Shelf’-Hard- und Software gearbeitet um dann irgendwann alles zu verbinden. Wir haben uns iterativ von Prototyp zu Prototyp gearbeitet. Für den ersten Prototypen sind wir noch zu Conrad marschiert. Mittlerweile sind wir bei einem eigenen System, auf eigenen Servern angekommen. Wir haben das von Grund auf selbst programmiert.
Wie sieht euer Business Model konkret aus?
Unser Model ist Subscription-based, es geht also nach Anzahl der zu verwaltenden Drehpunkte. Man erhält dann für eine jährliche Gebühr das gesamte System, inklusive Hard- und Software.
“Große Unternehmen wollen alles selbst machen und brauchen sieben Jahre dafür. Dann ist die Technologie aber schon wieder überholt, wenn sie marktreif ist.”
Warum lösen große Kunden ihre Logistikprobleme nicht selbst??
Große Unternehmen wollen alles selbst machen und brauchen sieben Jahre dafür. Dann ist die Technologie aber schon wieder überholt, wenn sie marktreif ist. Die Schwierigkeit für kleine Unternehmen wie Blik liegt in dem Henne-Ei-Problem: Erst war die Hardware nicht gut genug, um vernünftige Daten zu liefern. Deswegen haben wir zunächst keine Softwaresysteme dafür gebaut. Als die Hardware gut genug war, haben wir Soft- und Hardware parallel entwickelt. Nun fangen wir allmählich an, die Hardware wieder abzugeben, denn wir sehen uns eher als Orchestrator der Plattform und nicht als Hardware-Hersteller.
Was waren bisher eure größten Learnings?
Es dauert alles länger als man denkt, vor allem auf der Kundenseite. Außerdem ist es sehr erstaunlich, dass die meisten Probleme den Unternehmen bereits bekannt sind. Da allerdings oft die Datenbasis fehlt, ist es schwierig, die Ursachen herauszufinden. Beispielsweise haben wir einen Kunden, der sich bei uns beschwerte, dass er viel zu viele Ladungsträger, also Paletten, nachkaufen muss. Wir haben uns die Daten angeschaut und herausgefunden, dass nur 20 Prozent davon wirklich bewegt werden.
Was sind denn eure größten Herausforderungen und Ziele für das Jahr 2019?
Zu unseren größten Zielen gehört definitiv die Neukundenakquise. Wir wollen nun auch einen klassischen Sales-Kanal aufbauen und das Produktsuite-Thema aufgreifen. Ziel ist es, unseren Claim, also ein Logistiksystem das selbst mitdenkt, zu erfüllen. Wir möchten den Aufwand beim Kunden möglichst gering halten, deshalb werden wir jetzt Themen wie Machine Learning und smarte Algorithmen angehen.
“Es ist natürlich super ärgerlich, wenn du am Ende trotz des gesammelten Wissens, komplett am Markt vorbei entwickelt hast.”
Was habt ihr als Startup großen oder mittelständischen Unternehmen schlussendlich voraus?
Unsere Offenheit – wir denken nicht in Silos – und unsere Anpassungsgeschwindigkeit. Bei uns gibt es natürlich auch Lastenhefte, allerdings sind die zwei Seiten lang und nicht 200. Die Logistikbranche ändert sich so schnell, dass man jeden Tag etwas neues lernt. Wenn das in einem dreijährigen Entwicklungsprozess passiert, ist es natürlich super ärgerlich, wenn du am Ende, trotz des gesammelten Wissens, komplett am Markt vorbei entwickelt hast. Wir lernen aber immer weiter und sehen, wo wir adaptieren müssen.
Danke für das Interview!
Gerne.
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Nicolas Wencelides
Project Manager
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