ChangeRider #20 – Mitarbeiter mitnehmen, sich der KI nicht verschließen und in neuen Mustern denken
21. Februar 2019
Folge #20 beim ChangeRider, meinem „Talk im Tesla“ mit Gestaltern der Zukunft aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – oder auch das “Carpool Karaoke für den digitalen Wandel”. Auf dieser Fahrt bin ich unterwegs im schönen Linz und habe gleich mit drei spannenden Menschen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gesprochen. Mit an Bord waren: Prof. Ing. Dr. Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG in Oberösterreich, Prof. Dr. Josef Hochreiter, Vorstand des Instituts für Bioinformatik an der Johannes Kepler Universität Linz und bekannt als der Vater der künstlichen Intelligenz. Sowie Markus Achleitner, Landesrat des Landes Oberösterreich und zuständig u.a. für Wirtschaft, Forschung, Sport.
“Europa wird mit seinem Datenschutz in Amerika Schule machen”
Wieso könnte der europäische Datenschutz in Amerika noch zum Vorzeigemodell werden? Was erwidert man, wenn Google anruft, um den Erfindungsgeist auszubremsen? Und wieso muss Deutschland aufpassen, im Ingenieurwesen nicht den Anschluss zu verpassen? Drei spannende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft geben Antworten auf einer Fahrt durch Österreich.
Um die Digitalisierung zu meistern, braucht es aus Sicht von Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG, überzeugte Mitarbeiter, natürlich einen besseren Breitbandausbau und ein Verständnis für neue Geschäftsmodelle. Doch was ist unsere europäische Stärke in Zeiten der Digitalisierung? “Unser großes Asset ist das hohe Maß an Durchschnittsintelligenz gegenüber der sehr selektiven Intelligenz aus Amerika. Aber die Chinesen, Japaner, Koreaner haben alle einen gewaltigen Wissenshunger, um bei der Entwicklung dabei zu sein. Und was mir großen Respekt einflößt, ist der Wille im Ingenieurwesen, denn die Chinesen fangen bereits an richtige Ingenieure zu produzieren. Die Hauptdominanz der Europäer, gerade der Deutschen, im Ingenieurwesen ’outstanding’ zu sein, ist ziemlich ins Hintertreffen geraten.”, so der Generaldirektor.
Auch bei dem Thema künstliche Intelligenz muss Deutschland am Ball bleiben. Prof. Dr. Josef Hochreiter gilt als der Vater der Künstlichen Intelligenz. Mit einem wissenschaftlichen Artikel über LSDM (Long Short Term Memory) hat er die Welt verändert: Dank seines Systems können sich neuronale Netze nun Worte merken. Google Translate, Google Voice, Alexa von Amazon oder Siri von Apple – immer wenn es um Sprache und Text geht, werden seine Erkenntnisse genutzt. An der TU München wurde seine Idee entwickelt, doch er selbst verdient keinen Cent daran: “Aber ich habe mit den Google Leuten gesprochen, die kennen mich natürlich sehr gut und haben gesagt: Wenn du nochmal etwas auf dem Gebiet entwickelst oder es weiterentwickeln willst, dann setzten wir 100 Leute in London darauf an und rollen darüber. Es ist frustrierend, wenn du eine Erfindung hast und Google sagt zu dir: Du kannst nicht weitermachen, weil wir mehr Rechenpower und mehr Menschen haben. Aber ich habe dann geantwortet: Ihr habt vielleicht 200 Leute. Aber ich habe drei Leute und die haben mehr Hirn als eure 200 zusammen.” Es wird deutlich, die Konkurrenz schläft nicht. Hochreiter entwickelt mittlerweile einen AI-Studiengang mit Fokus auf Mechatronik.
“Ich halte es für richtig, dass jeder der eigene Herr über seine Daten ist”
Markus Achleitner kommt aus der Wirtschaft, war Manager eines großen Tourismuskonzerns mit 900 Mitarbeitern. Nun ist er seit zwei Monaten in seiner neuen Position als Landesrat, um wieder mehr Einblicke aus der Wirtschaft in die Politik zu tragen. Das Datenschutzgesetz ist eines der Themen, die in den Medien und der Gesellschaft viel diskutiert wurden. Auch wenn es immer wieder Gegenwind für die DSGVO gibt, sieht Achleitner diese als gutes Vorzeigebeispiel: “Ich halte es für richtig, dass jeder der eigene Herr über seine Daten ist. Die DSGVO ist im Prinzip eine richtige Sache. Nur wird leider bisher noch zu wenig unterschieden zwischen Facebook und einem kleinen Schreiner mit fünf Mitarbeitern. Auf der anderen Seite wird Europa mit seinem Datenschutz Schule machen in Amerika. Gerhard Eschelbeck ist der Sicherheitschef bei Google und hat 1000 Leute für diesen Sicherheitsbereich. Er sagt, dass unser Datenschutz hundertprozentig nach Amerika kommt! So wie die ganzen digitalen Modelle in Amerika und Asien entstanden sind und dann nach Europa kamen. Es wird rüber schwappen weil es letztlich die Grundvoraussetzung für digitale Geschäftsmodelle ist.” In einem sind sich alle Mitfahrer aus Linz einig: Digitalisierung ist kein Modetrend, sondern Gamechanger. Und Europa kann nur Stärke zeigen, wenn Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen Zukunft gestalten.
Auf der weiteren Fahrt erfahrt ihr, wie KI in der Pharmaindustrie und beim Heimwerken sinnvoll sein kann, wie die Digitalisierung Traditionsgeschäfte neu beleben kann und das auch Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer mal scheitern.
Ihr kennt weitere Querdenker, Gamechanger und unermüdliche Optimisten, die für den digitalen Wandel einstehen? Nominiert ChangeRider-Mitfahrer unter: nomination@changerider.com. Diese und alle weiteren Folgen, sind als Video oder als ausführliches Gespräch im Podcast bei iTunes, Soundcloud und Spotify verfügbar.
Alle Informationen und Hintergründe findet ihr auf ChangeRider.com.
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