Wer im digitalen Geschäft tätig ist, weiß, dass dort der Vorrat an Schlagwörtern und Insider-Sprache riesig ist. Ein Begriff, den Sie sich jedoch auf jeden Fall merken sollten, ist „MVP“, was für „Minimum Viable Product“, also „minimal funktionsfähiges Produkt“ steht. In unserem MVP-Leitfaden für Anfänger erklärt Gregor Ilg, unser Head of Product Management, was ein Minimum Viable Product ist, welche Möglichkeiten zur Entwicklung es gibt und wie es Unternehmen bei der Förderung von Innovationen unterstützen kann.
Wenn Sie an einem Planungstreffen teilnehmen und die Rede von „MVP“ (für Most Valuable Player) ist, sollten Sie sicherstellen, dass das Thema wirklich Basketball ist, bevor Sie Ihre Lieblingsgeschichte über Michael Jordan zum Besten geben.
In der Geschäftswelt herrscht kein Mangel an Schlagwörtern, und Führungskräfte werden permanent mit Jargon überschwemmt – vor allem, wenn es um die Digitale Transformation geht. Kluge Führungskräfte wissen jedoch, dass der digitale Bereich ein Gebiet ist, in dem sie Stärke zeigen müssen. Bei etventure sind wir darauf spezialisiert, CEOs dabei zu helfen, digitales Repertoire aufzubauen. Da wir von CEOs eine Menge von Fragen über MVPs erhalten, habe ich einen kurzen Überblick für Sie zusammengestellt. Dieser soll Ihnen die Grundlagen vermitteln, die Sie benötigen, um die Motivation und den Fokus Ihrer Teams aufrechtzuerhalten.
Was bedeutet MVP?
„MVP“ ist ein Akronym und steht für „Minimum Viable Product“, was auf Deutsch so viel wie „minimal funktionsfähiges Produkt“ bedeutet. Der Begriff stammt aus dem Silicon Valley, wo Technologieunternehmen stets auf der Suche nach Möglichkeiten sind, Innovationen schneller umzusetzen – und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. In den vergangenen Jahren ist das MVP zum Heiligen Gral der agilen Produktentwicklung geworden. Trotzdem gibt es nach wie vor eine Reihe unterschiedlicher Interpretationen, was „MVP“ wirklich bedeutet.
Was also ist ein minimal funktionsfähiges Produkt, und wie können Sie ein solches entwickeln?
Der MVP-Prozess
Die gebräuchlichste Definition (die auf Eric Ries zurückgeht) beschreibt das MVP als „eine Version eines neuen Produkts, die es einem Team erlaubt, die maximale Menge validierter Informationen über Kunden mit minimalem Aufwand zu sammeln“.
Viele Führungskräfte und deren Teams empfinden den MVP-Prozess als wenig intuitiv. Dies gilt insbesondere für stark regulierte Branchen, in denen die Teams es gewohnt sind, für die Umsetzung neuer Ideen viel Zeit und Sorgfalt aufzuwenden. Der MVP-Prozess baut auf einer Reihe von zum Teil radikalen Grundprinzipien auf, die alle auf die schnelle Implementierung von Ideen ausgerichtet sind:
- Streben Sie nach Fortschritt statt Perfektion!
- Das richtige Merkmal zu testen, ist maßgeblich!
- Denken Sie an den Nutzen, nicht an die Eigenschaften!
- Behalten Sie die Produktidee im Hinterkopf, planen Sie jedoch nur den nächsten Schritt!
- Erfolg wird nicht nur am Umsatz, sondern auch an den Kosteneinsparungen gemessen!
So seltsam diese Prinzipien auch erscheinen mögen: Führungskräfte müssen dafür sorgen, dass ihr Team diese stets im Blick behält. Geschwindigkeit kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden – allerdings nur, wenn Sie die richtige Richtung eingeschlagen haben. Sorgen Sie also dafür, dass Ihr Kompass kalibriert ist.
Die MVP-Entwicklung verstehen
Die Herausforderungen von Wasserfall vs. Agilität:
Viele Unternehmen wenden bei der Produktentwicklung eine schrittweise Herangehensweise an, die tief in ihre Kultur eingebettet ist. Dieser Ansatz ist als „Wasserfallmethode“ bekannt. Statt Ihrem Team die Aufgabe zu geben, über Wochen oder Monate hinweg detaillierte Spezifikationen zu erstellen, bitten Sie für ein MVP Ihr Team, mit einem vagen Ziel im Hinterkopf zu beginnen und dann von einem „Boxenstopp“ zum nächsten zu „sprinten“, um möglichst schnell Kundenrückmeldungen zu erhalten. Diese Herangehensweise wird als „Agilität“ bezeichnet.
Was sind die Vorteile?
Bei der Entwicklung eines MVP geht es nicht darum, ein perfektes, fertiges Produkt zu schaffen. Im Zentrum steht vielmehr die Validierung einer Idee. Indem Sie einen schlanken und schnellen Prozess sicherstellen, minimieren Sie Ihr finanzielles Risiko und sind in der Lage, mehr Ideen auszuprobieren, frühzeitig Gewinnerkandidaten zu identifizieren und Ideen zügig zu verwerfen, die keine positiven Ergebnisse liefern werden.
Iterationen basierend auf Hypothesen
Die nächste Frage ist naheliegend: Wie gehen Sie vor? Als Erstes müssen Sie sicherstellen, dass Ihr Team ein positives Ergebnis bestimmt hat, das es für jedes MVP erwartet – eine Hypothese. Beispiel: Ihr Team geht davon aus, dass die Umstellung eines Prozesses von Excel auf das Internet die Effizienz steigern und so die Kosten senken sowie den Absatz steigern wird.
- Um diese Hypothese zu bestätigen, entwickeln Sie ein MVP.
- Dann testen Sie das MVP mit echten Nutzern.
- Gegebenenfalls zeigen Ihre Tests, dass die Nutzer das MVP nicht wie von Ihnen erwartet verwenden.
- Ist dies der Fall, nehmen Sie Anpassungen vor und führen einen weiteren Sprint zur Verbesserung des MVP durch.
Dieser aus den Schritten Entwickeln, Messen, Lernen und Wiederholen bestehende Zyklus, ist das, was MVPs ausmacht. Mit diesem Ansatz erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die richtige Richtung einschlagen werden, erheblich – anderenfalls korrigieren Sie Ihren Kurs (Englisch: pivot).
Schlussfolgerung
MVPs sind eine großartige Methode, Ihre Ideen schnell zu testen und Innovationen in Ihrem Unternehmen voranzutreiben. Unserer umfangreichen Erfahrung nach sind darüber hinaus jedoch hierarchische Führung und Vertrauen seitens des CEO notwendig, wenn der MVP-Prozess wirklich Nutzen bringen soll. Insbesondere bei einem sehr vagen langfristigen Ziel muss davon ausgegangen werden können, dass das Produktteam unterwegs die richtigen Entscheidungen trifft, ohne vorher zu wissen, wie es dorthin gelangt.
Manchmal sind trotz Unterstützung durch den CEO Ihre besten Leute nicht zu der unternehmerischen Haltung fähig, die für die Entwicklung von MVPs notwendig ist. Falls Sie sich in dieser Situation befinden, sollten Sie sich einen Partner für die Digitalisierung suchen, der Sie beim Aufbau einer digitalen Kultur unterstützt oder Ihre Führungskräfte und Mitarbeiter eine professionelle Weiterbildung in der Digitalisierung bietet.
Unabhängig von Ihren Ressourcen sollten Sie Innovationen zu einem Schwerpunkt Ihrer kurzfristigen Planung machen, um sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt ist.