Note 3,3 – Das ist die Durchschnittsnote, mit der die deutschen Unternehmenslenker den digitalen Wirtschaftsstandort bewerten, so das Ergebnis der aktuellen Studie “Digitale Transformation 2018”, die etventure in Zusammenarbeit mit der GfK durchgeführt hat. Lediglich jedes fünfte Unternehmen sieht den Wirtschaftsstandort Deutschland „sehr gut“ oder „gut“ aufgestellt. Dagegen bewerten 25 Prozent die Digitalisierung hierzulande als „ausreichend“, 13 Prozent gar als „mangelhaft“.
Die To-Do-Liste ist lang
Und tatsächlich fällt es leicht, die bisherige Digitalpolitik zu kritisieren. 2013 bezeichnete Kanzlerin Angela Merkel das Internet noch als “Neuland” und erntete dafür viel Spott und Häme. Mittlerweile scheint die Bedeutung des digitalen Wandels zwar auch in der politischen Führung angekommen zu sein, doch es gibt viel aufzuholen – angefangen vom dringend notwendigen Breitbandausbau über die Digitalisierung der Verwaltung bis hin zu einer wirksamen Gründerunterstützung. Das sieht auch die neue Große Koalition so.
Die To-Do-Liste, die sich Union und SPD in Sachen Digitalisierung im Koalitionsvertrag verordnet haben, ist lang. Vor allem aber sind es die richtigen Punkte, die auf dieser Liste stehen. Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur will die Groko unter anderem massiv im Bereich Bildung investieren, von der digitalen Ausstattung der Schulen bis hin zur Nutzung von Open Education. Geplant sind außerdem ein digitales Bürgerportal, ein nationaler Digitalfonds zur Förderung von Startups und eine verstärkte Investition in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz oder Data Science.
Weniger Meckern, mehr Machen
Deshalb sollte ab sofort Schluss sein mit dem Meckern und den ewigen Verweisen auf die gescheiterten digitalen Gehversuche der Vergangenheit. Es geht darum, die Dinge jetzt anzugehen und auch wirklich umzusetzen, damit Deutschland auch in Zukunft der starke Wirtschaftsstandort bleibt. Das Problem ist: Es fällt schwer, Ideen zu entwickeln und umzusetzen, wenn einem von Beginn an Steine in den Weg gelegt werden. Damit prangere ich nicht die Politik an, sondern die destruktive Debatte, die schon im Vorfeld geführt wurde und wird – noch ehe die neue Regierung und allen voran die neue Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, die Gelegenheit hatte, ihre Arbeit aufzunehmen.
Denn genau in dieser Haltung liegt das eigentliche Problem, das Deutschland – und zwar nicht nur in der Politik, sondern auch in Wirtschaft und Gesellschaft – bei der Digitalisierung im Wege steht. Es fehlt an Macher-Mentalität, an echtem Unternehmergeist und Leuten, die die Ärmel hochkrempeln und einfach anfangen statt zuerst langwierige Strategien zu entwickeln und Risiken abzuwägen. Deshalb beklagen deutsche Unternehmen das fehlende Glasfaser vor ihrer Haustür, ehe sie überhaupt in die digitale Transformation gestartet sind. Deswegen werden Gründer belächelt, wenn sie mit ihren Startups scheitern, und beneidet, wenn sie – wider Erwarten – doch erfolgreich sind.
Was wir dagegen brauchen, sind Aufbruchstimmung, Mut und eine Scheiterkultur, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Wer die für die Digitalisierung nötige Geschwindigkeit an den Tag legen will, darf sich nicht mit perfekten, elaborierten Lösungen aufhalten. Deshalb sollten wir einfach mal aufhören zu meckern, und anfangen zu machen.