Kaum ein Unternehmen, das sich nicht mit dem digitalen Wandel beschäftigt. Beinahe täglich erscheinen neue Studien, die beweisen sollen, wie wichtig CEOs und Manager aller Branchen die Digitale Transformation einschätzen. Soweit schon einmal gut. Das Lösungsrezept scheint gewissen Unternehmenslenkern verlockend einfach zu sein: Eine Arbeitsgruppe aufsetzen, einige Digitalprojekte unter Schirmherrschaft der IT starten und gut ist. Dass es so einfach nicht funktioniert, haben zahlreiche Firmen mehr oder weniger schmerzhaft erfahren.
Externe Experten als Instant-Ideen-Geber?
Bei Erstgesprächen mit hochrangigen Führungskräften höre ich immer wieder die Frage, ob ich denn nicht konkrete Digitalisierungsideen für ihr Unternehmen hätte. Wir seien doch die Experten und wenn wir uns ernsthaft mit ihrem Unternehmen auseinandergesetzt hätten, dann müssten wir doch wissen, was zu tun sei.
Das könnten wir natürlich so machen – ein Ideen-Brainstorming und los geht’s. Aber wie können wir wissen, ob eine nach diesem Prinzip entwickelte Lösung von der Zielgruppe schlussendlich genutzt wird? Und wenn sie nicht genutzt wird, warum nicht? Vielleicht, weil die Idee schlecht umgesetzt wurde? Oder weil sie doch nicht so toll war und gar keinem Kundenbedürfnis entspricht?
Dann machen wir’s halt anders, denken einige: Fragen wir das Sales-Team, was die Kunden brauchen würden. Schließlich kennen die Verkäufer ihren Kunden bestens und stehen in regelmäßigem Kontakt mit ihm. Oder noch eine Alternative, besonders bei größeren Firmen beliebt: Wir beauftragen eine Unternehmensberatung, welche ein Strategiepapier zur Digitalisierung erarbeiten soll. Fundiert mit Zahlen aus einschlägigen Studien und komplizierten Berechnungsmodellen in Excel.
Kann man alles machen. Aber dann wird es halt…
Wie also vorgehen, um nicht in die genannten Fallen zu tappen?
Erste Lektion: Starten Sie bei der angepeilten Anspruchsgruppe. Nutzerzentrierte Innovationsmethoden bauen darauf, sich in die Lebenswelt betroffener Menschen hineinzuversetzen. Die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist ein Schlüsselfaktor des sogenannten Design Thinking / Human Centered Design. Wenn wir verstehen, wo der Schuh wirklich drückt, ist ein wichtiger erster Schritt gemacht: Wir wissen, welches Problem es zu lösen gilt.
Damit ist es aber bei weitem nicht getan. “It’s not about having ideas – it’s about making ideas happen”, sagt ein bekanntes Sprichwort. Wer sich nun, ausgehend von den Erkenntnissen aus der Design Thinking Phase, hinsetzt und ein Pflichtenheft schreibt und dann nach zwölf Monaten das realisierte Produkt auf den Markt bringen will, erlebt oftmals ein böses Erwachen: Anstatt des durchschlagenden Erfolgs gibt es vielleicht nur wenige User – die im schlechtesten Fall nicht einmal zu zahlen bereit sind.
Nach der Ideation-Phase ist es deshalb wichtig, die Annahmen (Problem & Lösungsansatz) früh und regelmäßig zu validieren beziehungsweise zu verifizieren. Das gilt für das Geschäftsmodell ebenso wie für den Lösungsansatz. Lieber früh wissen, dass es nichts wird, als wenn das Produkt nach langer Zeit für viel Geld fertig gestellt ist und mit teuren Marketing- und Sales-Kampagnen eingeführt werden soll.
Lean Startup ist ein passender Ansatz, um nach der Ideenfindung schlank mit der Praxisumsetzung zu beginnen. Ziel dieses Ansatzes ist, ein Produkt möglichst schnell – und noch nicht zu 100 % perfekt – auf den Markt zu bringen, um aus den Feedbacks und Beobachtungen der ersten externen Anwender zu lernen. Und aus diesen Learnings das Produkt weiterzuentwickeln oder eine Umgestaltung vorzunehmen. Eric Ries, Entwickler des Lean Startup Prinzips, bricht die Methode auf drei Kerntätigkeiten hinunter: Build (Bauen), Measure (Messen), Learn (Lernen). Diese drei Aktivitäten werden in kurzen Abständen immer wieder durchgeführt, um jederzeit zu wissen, ob die Lösung in der Praxis ihren Zweck erfüllt.
Die Kombination von Design Thinking (Ideen generieren) und Lean Startup (Ideen realisieren) ist nicht umsonst eines der Erfolgsrezepte der großen Player aus dem Silicon Valley. Dabei ist für uns Europäer ganz wichtig: Diese Methoden haben nichts mit „Think Big“ oder amerikanischer Risikobereitschaft zu tun, die in unseren Kulturkreisen abgehoben scheinen – sie sind durchaus vernünftig!
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