Wissen ist Macht – gerade wenn es um die Digitalisierung geht. Deshalb stellt der etventure Learning Hub mit der Blog-Serie #DIGITALLEARNING regelmäßig Methoden, Tools und Know-how rund um Digitalisierung und Innovation vor. Dieses Mal spricht Expertin Anita Ripke über Agile Coaching.
In unserem letzten Blogbeitrag haben wir gezeigt, dass die Organisationsstrukturen der modernen Arbeitswelt ein Umdenken erfordern. Alte Denkweisen müssen aufgebrochen werden, damit sich Unternehmen und Mitarbeiter auf Veränderungen einlassen können. Allerdings passiert das nicht von einen Tag auf den anderen. Es handelt sich um einen langen Prozess, in dem die Mitarbeiter dazu befähigt werden müssen, agile Arbeitsmethoden anzuwenden.
Das erfolgt durch Workshops, die von ausgebildeten Coaches durchgeführt werden. Zu ihnen gehört auch Anita Ripke, Senior Agile Coach und Teil des etventure Learning Hubs. Wir haben mit der Expertin über Training und Coaching, agile Methoden, Teambuilding und den idealen Workshop gesprochen.
Anita, Coaching ist ein sehr weit gefasster Begriff. Was verstehst du darunter?
Zunächst muss man zwischen Coaching und Training unterscheiden. Bei einem Training geht es darum, Input zu geben und gemeinsam an einer Lösung für ein vorhandenes Problem zu arbeiten. Coachings hingegen werden viel offener gestaltet. Der Coach gibt den Teilnehmern Denkanstöße, aber auch viel Freiraum für die eigene Ergebnisfindung. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen und die Coachees zu neuen Denkweisen anzuregen. Die Rollen sind klar verteilt: Der Coach ist für den Prozess verantwortlich, der Coachee oder das Team für die Inhalte. Als Coaches beobachten wir sehr genau und hören zu. So lassen sich weitere Probleme und Ursachen entdecken, die im späteren Verlauf der Session aufgegriffen werden.
Du hast Dich auf Agile Coaching spezialisiert. Was genau ist das?
Agile Coaching geht weit über das reine Coaching hinaus. Es setzt sich stark mit Teambuilding auseinander und dient zum Erlernen agiler Zusammenarbeit. Dabei führe ich Teams beispielsweise in agile Methoden wie Scrum oder Kanban ein. Selbstverständlich geht es aber nicht nur um den Einsatz agiler Methoden und Tools, sondern auch um ein gemeinsames Verständnis von Agilität.
Welche Themen umfassen Deine Workshops?
Die Workshops im etventure Learning Hub sind häufig eine Kombination aus Training und Coaching. Wir bieten den Teilnehmern Input-Sessions zu verschiedenen Methoden und lassen sie diese auf das eigene Unternehmen praxisnah anwenden. Der Fokus meiner Coachings liegt auf neuen Formen der Zusammenarbeit. Dabei geht es um Ownership, Selbstorganisation, Teambuilding und Führungsarten. Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines jeden Unternehmens. Strukturen, die den Freiraum bieten, damit motivierte Mitarbeiter gemeinsame Ziele verfolgen können, sind das Grundgerüst für unternehmerischen Erfolg. Daher unterstütze ich sehr gern Mitarbeiter und Führungskräfte dabei, ein gemeinsames Verständnis ihrer (agilen) Werte und entsprechenden Prinzipien zu entwickeln.
Warum ist es wichtig, nicht nur digital aufzurüsten, sondern auch die unternehmensinternen Strukturen zu stärken?
Jede Organisation ist ein in sich geschlossenes System. Veränderungen oder neue Strukturen und Arbeitsweisen müssen möglich sein, bringen aber das gesamte System durcheinander. Denn wenn sich ein Unternehmen nach außen hin digital transformiert, werden die internen Prozesse zwangsweise mit verändert – dabei ist es ganz egal, wie groß die Veränderung ist. Natürlich müssen die Mitarbeiter auch in Bezug auf neue Technologien geschult und abgeholt werden. Vor allem aber herrscht auch große Unsicherheit darüber, wie weit sich die eigenen Aufgabenbereiche und Arbeitsgewohnheiten verändern werden. Gerade hier ist Unterstützung nötig.
Wie kann diese Unterstützung aussehen?
Zunächst einmal muss in vielen Bereichen ein Mindset-Wandel stattfinden. Dabei stellen sich Unternehmen Fragen wie: Haben wir starke Hierarchien? Wie organisieren wir uns? Wer führt wen? Wie kommen wir zu Innovation? Wie selbstorganisiert können und wollen wir sein? Wir unterstützen Unternehmen dabei, sich zu einer agil(er)en, einer lernenden Organisation zu entwickeln. Beispielsweise entstehen durch Veränderung und Unbekanntes natürlich auch neue “Fehlerpotentiale”. Führungskräften und Mitarbeitern muss bewusst gemacht werden, dass Fehler – wenn man aus ihnen lernt und sie frühzeitig erkennt – sogar positiv zum Unternehmenserfolg beitragen können. Das agile Motto lautet hier: Fail Cheap – Fail early. Das kann aber nur durch eine positive Fehlerkultur und sehr gute Kommunikation in den Teams passieren. Wir unterstützen Unternehmen auf diesem Weg mit vielen Unbekannten, bei der Verbesserung der Zusammenarbeit und der Kommunikation insgesamt, wie eben auch bei der Entwicklung einer wertschätzenden Feedback- und Fehlerkultur.
Welchen Herausforderungen begegnest Du in den Workshops?
Mein Ziel ist es, den Teilnehmern neue Möglichkeiten aufzuzeigen, Interesse an Veränderung zu wecken und sie zum Nachdenken anzuregen. Leider sind die Workshops meistens zeitlich sehr begrenzt und die Teilnehmer begeben sich schnell wieder zurück in ihre gewohnten Abläufe – somit liegt die Umsetzung ganz in ihrer Hand. Ich würde sie gerne noch öfter weiter begleiten können, um bei Fragen unterstützend zur Verfügung zu stehen.
Wie laufen die Workshops ab?
Zunächst muss der Workshop natürlich sehr gut vorbereitet werden und auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten sein. Den Workshop beginnen wir nach Begrüßung, Agenda und Erwartungsabfrage mit einem Warm-up, das eine Art interaktives Kennenlernen ist. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich die Teilnehmer kennen lerne, um zu wissen mit wem ich arbeite und welche Erwartungen an den Workshop gestellt werden. Gleichzeitig lernen sich auch die Teilnehmer besser kennen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie auch Kollegen, die schon jahrelang miteinander arbeiten, ihre Beziehung durch den Workshop auf ein neues Level heben.
Nach dem Auftakt beginnen wir mit einer ins Thema einleitenden interaktiven Session und einer dazu passenden Frage- oder Aufgabenstellung und Diskussion. Daraufhin wenden die Teilnehmer das Gelernte in einer interaktiven Übung auf ihr eigenes Unternehmen an. Das Wechselspiel von Theorie und praktischer Umsetzung wiederholt sich mehrmals, bis wir am Ende des Tages den Workshop reflektieren und zusammenfassen. Dabei wird mit den Teilnehmern erarbeitet, was sie von dem Gelernten direkt umsetzen können und welche Ziele sie langfristig angehen können.
Wie stellst Du sicher, dass sich die Teilnehmer abgeholt fühlen?
Sehr wichtig ist uns auch am Ende eines Workshoptags das Feedback der Teilnehmer. Durch konstruktives Feedback können wir zum einen am nächsten Workshop-Tag die Wünsche und Erwartungen der Teilnehmer berücksichtigen und zum anderen unsere Trainings insgesamt stetig verbessern. Wir sind flexibel, wir gehen auf die Gruppen ein und passen unser Training an die jeweilige Situation und die Bedürfnisse der Teilnehmer an.
Was ist Dir als Coach persönlich sehr wichtig?
Mir ist es sehr wichtig, Denkanstöße zu geben, aufzurütteln und gleichzeitig zu begleiten und zu unterstützen. Und am Ende bin ich immer froh, wenn ich es geschafft habe, mich selbst überflüssig zu machen, weil ich dann weiß, dass ich erfolgreich gearbeitet habe.
Hast Du abschließend noch einen Coaching-Tipp, den Du uns mit auf den Weg geben kannst?
Gehe unvoreingenommen auf Menschen und Situationen zu. Sei achtsam, versuche Vorurteile zu erkennen, auszublenden und lasse Neues auf Dich wirken. Lerne. So fällt dir viel leichter, dich auf das, was kommt, einzulassen und einen Mehrwert für dich und andere daraus zu bilden.