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EY-Mittelstandsbarometer 2020: Konjunkturabschwung trübt Stimmung im Mittelstand

EY-Mittelstandsbarometer

EY-Mittelstandsbarometer 2020: Konjunkturabschwung trübt Stimmung im Mittelstand

Sinkende Investitions- und Einstellungsbereitschaft, eingetrübte Stimmung in Maschinenbau und Autoindustrie und ein weiterhin bestehender Fachkräftemangel – das sind die Ergebnisse des aktuellen Mittelstandbarometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY,  für das deutschlandweit 1.500 mittelständische Unternehmen mit mindestens 20 Millionen Euro und höchstens eine Milliarde Euro Umsatz befragt wurden.

Der Konjunkturabschwung bleibt auch im deutschen Mittelstand nicht unbemerkt. Die Stimmung hat sich eingetrübt, dennoch zeigt sich der Mittelstand noch zuversichtlich – die wichtigsten Kernergebnisse des EY Mittelstandsbarometers 2020 im Überblick:

Die allgemeine Wirtschaftslage bereitet dem Mittelstand in Deutschland Sorgen. Erstmals seit Anfang 2016 wendet sich der Trend: Aktuell rechnen wieder mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung der Konjunktur in Deutschland. Während im Vorjahr noch 65 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als uneingeschränkt positiv bewertet haben, beläuft sich der Anteil nun nur noch auf 57 Prozent. Der aktuellen Umfrage zufolge zeigen sich die Unternehmen insgesamt aber dennoch zuversichtlich gestimmt: 42 Prozent rechnen für die kommenden sechs Monate mit einer Verbesserung der eigenen Lage.

„Die Stimmung in weiten Teilen des deutschen Mittelstands ist trotz der schwierigen Wirtschaftslage bemerkenswert gut“, bestätigt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Auf der anderen Seite gebe es aber auch einige Branchen, wie die Autobranche und der Maschinenbau, in denen Unternehmen „in den Krisenmodus umgeschaltet” haben. „Bei der Mehrzahl der übrigen Unternehmen laufen die Geschäfte aber nach wie vor gut bis sehr gut“, ergänzt Barth.

Michael Marbler, Partner bei EY und Verantwortlicher für den Bereich Mittelstand, kommentiert dies zudem: „Die Lage im Mittelstand ist je nach Branche sehr unterschiedlich“. „Während zum Beispiel Dienstleister und die Baubranche nach wie vor florieren, hat sich die Lage in anderen Branchen in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Die Schwäche der Leitbranchen Autoindustrie und Maschinenbau zieht zunehmend auch angrenzende Branchen in Mitleidenschaft”, so Marbler. “Auch wenn von einer flächendeckenden Krise derzeit noch keine Rede sein kann, sollte die weltweite Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands durch eine integrierte Wirtschafts-, Steuer- und Industriepolitik gestärkt werden.“

Geschäftsklima und Konjunkturaussichten eingetrübt

Die eingetrübten Aussichten wirken sich auch auf die Investitions- und Beschäftigungsdynamik aus: Die mittelständischen Unternehmen zeigen sich zögerlicher mit Investitionen und neuen Arbeitsplätzen. Wie aus den Ergebnissen der Umfrage hervorgeht, hat die Investitionsdynamik der Unternehmen an Fahrt verloren und erreicht nun ihren niedrigsten Stand seit Anfang 2016. Auch die Arbeitsmarktdynamik lässt nach. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl an Mittelständlern, die in ihrem Unternehmen Neuanstellungen planen, gesunken und erreicht mit etwa 24 Prozent nun ihren niedrigsten Stand seit 2013.

Hat der “Beschäftigungsboom” nun ein Ende? Das ist glücklicherweise so eindeutig nicht der Fall: Trotz alledem wollen weiterhin mehr Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen als umgekehrt. „Ein Stellenabbau im größeren Stil ist nur in der Autobranche zu erwarten. In anderen wichtigen Branchen werden hingegen weiterhin neue Stellen geschaffen“, so Marbler. „Viele Mittelständler befinden sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Geschäftsmodell, Produktportfolio, Produktionsprozesse: Alles gehört auf den Prüfstand.”

Wie in unserer aktuellen etventure Studie aufgezeigt wurde, steht die digitale Transformation oben auf der Agenda des deutschen Mittelstandes. “Es gibt fast kein Unternehmen mehr, bei dem digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell bedeutungslos sind.”, bestätigt auch Marbler im Sonderteil der etventure Studie.

Vor allem jetzt, wo ein Konjunkturabschwung vor der Tür steht, ist es höchste Zeit, in die Digitale Transformation des eigenen Unternehmens zu investieren. “Mit dem Ende der konjunkturellen Hochphase laufen die Unternehmen nun Gefahr, wichtige Entscheidungen und Investitionen, insbesondere auch in Mitarbeiter oder in neue Geschäftspotentiale, zu vertagen”, so etventure Geschäftsführer Philipp Depiereux. “Wenn sich die Konjunktur wie erwartet abschwächt und Auftragsbücher leer sind, gibt es zwar genug Zeit für das Thema Digitale Transformation, aber dann werden meistens die Innovationsbudgets gekürzt”, warnt Depiereux in der aktuellen etventure Studie zur Digitalen Transformation.

Fachkräftemangel als größtes Risiko für das eigene Unternehmen

Für die erfolgreiche Umsetzung digitaler Technologien ist die entsprechende Qualifikation der Mitarbeiter unentbehrlich. “Um diese Herausforderung zu bestehen, brauchen sie mehr denn je qualifizierte und motivierte Mitarbeiter.“, erklärt Marbler im Hinblick auf die Ergebnisse des Mittelstandbarometers 2019.

Der Fachkräftemangel spielt daher in diesem Kontext keine unerhebliche Rolle. Der Umfrage zufolge stellt der Fachkräftemangel die größte Gefahr für den Mittelstand dar. Gesucht werden vor allem IT-Spezialisten, doch auch im Bereich Buchhaltung, Forschung und Entwicklung fehlt es mittelständischen Unternehmern an qualifizierten Mitarbeitern. Eine weitere Gefahr für das eigene Unternehmen ist der zunehmende Wettbewerb und eine eingetrübte Konjunkturentwicklung innerhalb von Deutschland. Aus Sicht der Unternehmen stellt auch ein mangelhafter Schutz der IT ein erhöhtes Risikopotenzial dar. Die Arbeitsmarktsituation in Deutschland dürfte damit aus Sicht der Arbeitgeber weiterhin eine Herausforderung bleiben. Das bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen etventure Studie. Die Situation wird demzufolge sogar noch verschärft: “Die Mitarbeiter, die man hat, traut man die Umsetzung nicht mehr zu – lediglich 28 Prozent geben an, ihre Mitarbeiter seien ausreichend qualifiziert, die Digitalisierung voranzutreiben. Und die, die man braucht, findet man nicht. 76 Prozent sehen ‘fehlende qualifizierte Mitarbeiter mit Digital-Knowhow’ als das mit Abstand größte Hemmnis”, ergänzt Depiereux. Sein Appell lautet daher: “Unternehmen möchte ich mit auf den Weg geben: Der Schlüssel, einer der wichtigsten Hebel zu weiterem Unternehmenswachstum, neuen Zielgruppen und neuen Umsätzen liegt in der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und im Aufbau von Digitalkompetenzen. Dies ist umso wichtiger in einer Situation, in der sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und es nötig ist, potentielle Umsatzrückgänge im klassischen Geschäft zu kompensieren. Es ist aber vor allem langfristig entscheidend, um am Markt in einer Spitzenposition bestehen zu können.”

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