In unserer Reihe “wavespace Residents” stellen wir dieses Mal das insurHUB Programm vor. Darin arbeiten fünf namhafte Versicherungsgesellschaften wettbewerbsübergreifend zusammen, um Innovationen für die Versicherungsbranche zu entwickeln und Versicherung “neu zu denken”. Yasmin Saathoff, Manager bei EY Innovalue und Project Coordinator des insurHUB, gab uns im Interview spannende Einblicke.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Kooperationen sind essentiell für erfolgreiche Innovationen
- Ein inspirierendes Umfeld wie der wavespace gibt den Freiraum kreativ zu sein und Ideen zu generieren
- Mit “New-Work Ambassadors” lässt sich agiles Arbeiten im Unternehmen etablieren
Yasmin, der Slogan des wavespace Berlin ist “Co-Creating the Future”. Ganz in diesem Sinne haben sich im insurHUB auch Konkurrenten zusammengetan. Wie ist der insurHUB entstanden?
Begonnen hat alles mit einer Workshop-Reihe zum Thema Digitalisierung im Jahr 2016, die alle paar Monate stattgefunden hat. Die Workshop-Reihe, an der verschiedene Versicherer und Digitalisierungsverantwortliche gemeinsam teilnahmen, wurde damals durch uns, EY Innovalue, und unseren Projektpartnern V.E.R.S. Leipzig und der SAP moderiert und organisiert. Irgendwann sind wir dann an einen Punkt gekommen, an dem wir gemerkt haben, dass wir hier viele Sachen diskutieren, aber nur ganz wenig zur Umsetzung kommt und dafür ein einzelner Workshop-Tag schlichtweg nicht ausreicht: Um wirklich etwas zu entwickeln und neu zu denken brauchten wir ein anderes Konzept. So haben wir den Grundstein für das insurHUB gelegt. Es gibt einen festen Raum, eine feste Zeit, ein festes Team. Das erste Mal hat das insurHUB dann im Februar 2017 stattgefunden. Und weil das so gut angekommen ist, sind wir nun auch schon im dritten Batch.
Wie funktioniert das Programm dann in der Praxis?
Wir haben i.d.R. immer vier bis fünf – eigentlich konkurrierende – Versicherer als Teilnehmer, die Mitarbeiter nach Berlin entsenden, um sie in Methoden wie Design Thinking fit zu machen und ihr Digital-Know How aufzubessern. Gemeinsam werden dann in mehrwöchigen Design Thinking Sprints neue Geschäftsmodelle entwickelt und später ggf. validiert. Außerdem möchten wir die Vernetzung mit Startups stärken, damit die Teilnehmer einen “authentischen” Eindruck von New-Work-Methoden bekommen.
Stichwort “Vernetzen mit der Startup-Szene” – eines der Ziele, das mit dem insurHUB erreicht werden soll. Inwiefern hat euch dabei der wavespace geholfen?
Wir sind super happy mit dem wavespace und möchten unbedingt nächstes Jahr, wenn wir das insurHUB wieder starten, sehr gerne zurück in den wavespace, weil er eine richtig gute Basis für uns und unsere Arbeit bietet. Zum einen sind im wavespace natürlich interessante Startups vor Ort: Dadurch bekommt man einiges mit und kann sich direkt mit ihnen austauschen. Gleichzeitig sind aber auch Corporates im wavespace, was ich auch sehr spannend finde, wenn man an cross-industry bzw. Vernetzung im Ökosystem denkt. So haben wir beispielsweise mit Viessmann und anderen “Big Industry Playern” schon Ideation Workshops gemacht. So können neue Innovationen und Kooperationen geschaffen werden, die sich nicht nur im Ökosystem “Versicherung” befinden, sondern auch in anderen – und das ist wirklich cool. Wir haben natürlich auch vom riesengroßen Startup-Netzwerk von etventure profitiert und konnten darüber schnell Kontakte mit passenden Unternehmen herstellen. So konnten wir zum Beispiel einen spannenden Workshop mit dem Startup Nect machen.
Aus Ideen der Ideation Workshops entstehen ja dann auch MVPs. Habt ihr da im wavespace auch schon welche entwickelt?
Ja, aktuell haben wir zwei Produkte, die bereits einen höheren Reifegrad aufweisen. Da steckt dann auch eine Programmierung dahinter. Grundsätzlich gehören bei uns aber alle Ideen, die entwickelt wurden, allen Teilnehmern und jeder darf damit machen, was er für richtig hält.
Wie geht es “zurück im Stammhaus” mit den Mitarbeitern weiter? Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?
Das ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Ich glaube, dass das insurHUB ein guter Verstärker agiler Transformation ist und Unternehmen dabei unterstützt, die erforderlichen Kompetenzen aufzubauen, um langfristig innovativ zu sein. Eine große Rolle spielt dabei aber auch die Kultur in den Stammhäusern und ob das Unternehmen diese Methoden überhaupt aktiv anwenden möchte. Es macht auch einen Unterschied, ob beim insurHUB ein Projektleiter dabei war, der die Ideen auch in den Häusern weitertreiben kann. Bei einem Versicherer war es beispielsweise so, dass sie durch das insurHUB angefangen haben, cross-funktionale Teams zu einem Thema zu bilden und dadurch agile Methoden im Unternehmen weitergebracht haben. Hier ist auch das Verständnis wichtig, dass Kooperationen zu Inspiration und besseren Ergebnissen führen.
Um gleich mal daran anzuknüpfen: Ihr sprecht davon, dass ihr die Mitarbeiter als “New Work Ambassadors” ausbildet. Was heißt das genau?
Zum einen geht es natürlich um Methoden-Knowhow, dass die Mitarbeiter wissen, wie sie innovative Produkte oder Services entwickeln können. Das sollen sie auch cross-funktional, mit verschiedenen Beteiligten, machen.
In den Versicherungsunternehmen ist sehr stark verbreitet, dass Mitarbeiter in ihrem Bereich arbeiten und jeder Bereich ein wenig “sein eigenes Ding” macht. Wir wollen unsere Teilnehmer dazu anregen, bereichsübergreifend und cross-funktional zu arbeiten und machen das auch im insurHUB, indem wir die Teams so mischen, dass Mitarbeiter mit möglichst heterogenen Erfahrungshintergründen aus verschiedenen Unternehmen zusammenarbeiten.
Wie wird ausgewählt, wer am insurHUB teilnehmen darf?
Die Versicherungshäuser akquirieren wir selbst. Die teilnehmenden Mitarbeiter wiederum werden von den Häusern bestimmt. Die Häuser verfolgen mit dem insurHub vielfältige Ziele. Die einen sind sehr stark darauf ausgerichtet, neue digitale Innovationen zu kreieren, ggf. in Geschäftsmodelle zu investieren und Inspirations- und Kooperationsmöglichkeiten zu finden. Für viele der Teilnehmer steht allerdings auch die Mitarbeiterbefähigung im Fokus, um die eigenen Mitarbeiter in neuen Methoden fit zu machen oder sich stärker mit Startups zu vernetzen.
Vielen Dank für das Interview, Yasmin.
Eckdaten: insurHUB
Gründung: Februar 2017 durch EY Innovalue, SAP und V.E.R.S. Leipzig
Teilnehmer: HDI, ECCLESIA Group, Provinzial NordWest, Die Stuttgarter und Barmenia
Sitz im wavespace: Seit März 2019
Kontakt: www.insurhub.de