Es ist ein Wettlauf, bei dem Europa besser nicht den Anschluss verliert: Forschung und Entwicklung. US-Unternehmen sind bei den Innovationsausgaben wieder Spitzenreiter. Dabei haben nicht nur die sieben der zehn Top-F&E-Investoren ihren Sitz in den USA, auch die Konzerne investieren im Vergleich deutlich mehr als Wettbewerber in Asien und Europa. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, für die die weltweit 500 börsennotierten Unternehmen mit den größten F&E-Budgets untersucht wurden.
„Europa hat Probleme, den Anschluss zu halten“
Um sich vom Wettbewerb abzusetzen und die Digitalisierung und Innovation voranzutreiben, erhöhen Großkonzerne weltweit ihre Innovationsbudgets. Unternehmen investierten im vergangenen Jahr insgesamt 606 Milliarden Euro. Die hohe Investitionsbereitschaft der US-Digitalkonzerne sollte Europa jedoch wachrütteln: Amazon erhöhte seine Innovationsausgaben um 27 Prozent auf umgerechnet 24,4 Milliarden Euro und belegt damit, wie schon im Vorjahr, Platz eins im Ranking der Unternehmen mit den weltweit höchsten Innovationsbudgets.
„Die Digitalisierung hat einen Investitionsboom ausgelöst, der stetig an Dynamik gewinnt“, so Alexander Kron, Mitglied der Geschäftsführung bei EY und Managing Partner Advisory Services. „Es wird immer klarer, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zunehmend von ihrer technologischen Leistungsfähigkeit und Innovationskraft bestimmt wird – und dass auch Anleger und Investoren immer größeren Wert auf diese Faktoren legen. Es ist in vielen Branchen ein Wettlauf um Innovationen und technologische Führerschaft entbrannt.“ Auf Platz zwei liegt nach wie vor die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit 18,2 Milliarden Euro vor dem südkoreanischen Elektronik-Konzern Samsung (14,4 Milliarden Euro) und Microsoft (12,5 Milliarden Euro). Alle drei Unternehmen verzeichneten zweistellige Steigerungsraten ihrer F&E-Ausgaben. Und während Europas Unternehmen nur fünf Prozent ihrer Umsätze in den wichtigen Sektor F&E investieren, kommen US-Konzerne auf eine Quote von 7,4 Prozent – bei deutlich höheren Umsätzen.
Der EY-Geschäftsführer Alexander Kron warnt davor, dass Europa den Anschluss verliert. Zwar erhöhten 35 deutsche Unternehmen ihre Ausgaben um neun Prozent auf 60 Milliarden Euro – mehr als der europäische Vergleich. Doch der Großteil entfällt auf die Autoindustrie: Daimler, BMW, VW und Zulieferer. Doch klar ist auch: Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem Neuanfang. Und zukünftig wird die Entwicklung schadstoffarmer, alternativer Antriebssysteme weiter sehr herausfordernd sein und F&E-Budgets benötigen.