Jetzt ist es offiziell: etventure ist Teil der EY-Familie (Ernst & Young). Im Interview erklärt etventure-Gründer und Geschäftsführer Philipp Herrmann, wie der Digitalpionier und das Big Four-Unternehmen zusammenpassen.
Philipp, wenn du auf die vergangenen sieben Jahre blickst – wie würdest du die Geschichte von etventure beschreiben?
Wir blicken auf etventure gerne wie auf ein Flugzeug, das in kürzester Zeit unglaublich stark an Flughöhe gewonnen hat und sich dabei während des steilen Abhebens ständig weiterentwickeln musste – vom ersten Modellflieger zur wendigen Propellermaschine bis hin zum heutigen hochleistungsfähigen Düsenjet. Vor diesem Hintergrund ist für mich im Rückblick ganz klar das gesamte Team der Star der siebenjährigen Geschichte – unsere Leute haben dieses unglaubliche Wachstum, verbunden mit ständigem Wandel und natürlich auch vielen Wachstumsschmerzen, auf bewundernswerte Weise gerockt und unsere Kern-DNA und Kultur bis heute vorangetrieben. Eine wirklich beeindruckende Leistung!
Wie ging es los mit etventure?
Was die wenigsten wissen dürften, wir haben etventure 2010 in einer Nacht-Session auf der Leopoldstrasse in München geplant und dann direkt am nächsten Tag gegründet. In den beiden Jahren danach waren meine Gründerkollegen Philipp und Christian in Deutschland aktiv – anfangs ganz wie man sich es vorstellt mit „Garagenbüro“ in der Privatwohnung – und ich habe 2,5 Jahre im Silicon Valley verbracht. Unser Startpunkt damals: Wir wollten das „Man müsste mal“-Problem lösen. Viele Unternehmen haben chancenreiche und innovative Ideen. Da heißt es dann oft: „Das müsste man mal digitalisieren, man müsste mal das Geschäftsmodell neu denken, man müsste mal ein neues Produkt auf den Markt bringen.“ Und dann scheitern sie an der Umsetzung und kommen über den „Man müsste mal“-Status nicht hinaus.
Genau an der Stelle wollten wir – auch auf Basis unserer vergangenen beruflichen Erfahrungen – ansetzen. Das ist uns seitdem auch gelungen. Durch unsere Methodik, unser agiles und dynamisches Startup-Mindset, unsere Digitalexpertise und einen unternehmerischen sowie umsetzungsorientierten Ansatz sind wir im Markt zu Digitalpionieren geworden, die dafür stehen, die Dinge auch wirklich umzusetzen. Der Rest ist Geschichte – jetzt startet ein neues sehr spannendes Kapitel – was übrigens wieder in einer Nacht-Session auf der Leopoldstrasse in München eingeläutet wurde.
Warum habt ihr euch genau jetzt entschieden, Teil der EY-Gruppe zu werden?
In der Vergangenheit war es immer unsere große Stärke, dass wir ohne großes Branchen-Knowhow zu Kunden gefahren sind und unvoreingenommen Digitalprojekte in einem geschützten Raum anstoßen konnten. Dies hat uns zu den genannten Digitalpionieren gemacht. Aber der Markt entwickelt sich rasant weiter. Es geht für Unternehmen nicht mehr nur darum, schnell digitales Neuland zu entdecken, sondern neu entdeckte und validierte Geschäftsmodelle auch langfristig in der entsprechenden Breite und Tiefe als Teil des Kerngeschäfts auszubauen. Dafür benötigen wir zusätzliche Fähigkeiten und Stärken, etwa im Hinblick auf spezialisiertes Branchen-Knowhow oder auch auf organisatorische Themen in der übergreifenden Konzern-Transformation. Wichtig sind auch spezielle technologische Themen wie Cybersecurity und schließlich auch eine globale Schlagkraft für die internationale Skalierung von Digitalinitiativen. Das fehlte uns. Für uns stand damit fest: Wenn wir langfristig und nachhaltig Wirkung entfalten möchten – wirklich „Impact“ haben möchten – dann müssen wir uns in diesen Themen weiterentwickeln. Um dies in hoher Geschwindigkeit zu erreichen, brauchen wir einen Partner.
Warum ist genau EY der richtige Partner?
Aus der Erkenntnis heraus, dass wir einen Partner brauchen, haben wir Gründer uns dann einem entsprechenden Prozess geöffnet. Dabei haben wir uns die notwendige Zeit genommen, auch den richtigen Partner zu finden, der uns ein schlagkräftiges Setup erlaubt, in welchem wir unsere Aktivitäten auf dem „Next Level“ weiterführen können. Wir sind uns sicher, EY ist genau dieser richtige Partner: Zum einen gehört EY zu den „Big Four“, den größten Prüfungs- und Beratungsgesellschaften der Welt, und verfügt über unglaublich viel Branchen-Knowhow und Erfahrung in Bereichen wie Strategie, IoT, Smart Data, Data Security oder Change Management.
Daran können wir unser eigenes Angebot optimal andocken und digitale Innovationen für Unternehmen, aber auch für ganze Industriezweige vorantreiben. Darüber hinaus zeichnet sich EY auch durch die enorme internationale Schlagkraft aus: weltweit operierende Kunden, Zugang zu globalen Märkten, Netzwerken und Partnern. Und zum anderen war es für uns natürlich auch wichtig, einen Partner zu finden, der unsere Werte teilt – Zusammenhalt und Teamwork, Offenheit und Respekt, Enthusiasmus für die Sache und das ambitionierte Ziel, die digitale Zukunft entscheidend mitzugestalten.
Big Four-Konzern trifft also Digitalpionier – prallen da nicht zwei Welten aufeinander?
Das Handelsblatt in “Treiber für den Wandel” hat Julie Teigland, die EY-Chefin, so zitiert: “Nun treffen Jeans und Anzug zusammen. Ich glaube, eine Kombination von beidem ist am besten.“ Klar sind wir verschieden, aber genau in dieser Diversität liegt ja die Chance. Unsere Kunden werden künftig ganz unterschiedliche Beratungsphilosophien aus einer Hand bekommen. Dafür ist es wichtig, dass wir als etventure unsere DNA und unsere Motivation beibehalten – und das sieht auch EY so. Sie wollen uns nicht gelb anmalen. Nur wenn wir das Beste aus beiden Welten kombinieren, können wir die Beratung der Zukunft entwickeln und zu einem echten ‘Gamechanger’ für unsere Kunden werden.
Wie geht es nun mit etventure weiter?
Was etventure so besonders macht, sind die Menschen, die hier gemeinsam arbeiten – ihre Talente und ihr Spirit. Diese Kultur wollen wir bewahren. Deshalb bleibt etventure als Teil der EY-Familie weiterhin als eigenständige Gesellschaft und Marke bestehen. Alle Mitarbeiter werden etventure in ihrer Funktion und Position weiter vertreten und das Geschäft treiben, so wie sie es bisher getan haben. Auch wir Gründer bleiben an Bord und werden als Geschäftsführer unser Lebenswerk weiter ausbauen. Entsprechend ist die Übernahme für uns kein klassischer Exit. Wir katapultieren etventure vielmehr in eine neue Umlaufbahn, mit dem Unterschied, dass unser „Flugzeug“ als Teil der EY-Familie nun direkt die richtigen Mittel und Steuerungsinstrumente dafür an Bord haben wird.
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