Auch wenn keiner durch eine Glaskugel in die Zukunft sehen kann, das Produkt von morgen lässt sich heute schon entwickeln!
Was erwartet uns in ein paar Jahren? Eine Frage, die jeden beschäftigt und Unternehmer schon heute vor viele Entscheidungen stellt. Welche Produkte und Dienstleistungen werden zukünftig interessant sein und gekauft werden? Was wünschen sich die Konsumenten und welche Veränderungen müssen wir berücksichtigen, welche Trends müssen wir dabei ernst nehmen? Im ersten Schritt ist es für Hersteller und Händler wichtig zu verstehen, wie der Konsument von morgen denkt und handelt und welche Produkte auf Begeisterung stoßen und gekauft werden.
In der Zukunft werden wir nicht mehr selbst einen Laden aufsuchen, um den wöchentlichen Einkauf zu erledigen. Wir werden Unterstützung bekommen: Ein Bot – oder künstliche Intelligenz – übernimmt Schritt für Schritt mehr die Aufgabe, den Einkaufszettel abzuarbeiten. Der Vorteil: unsere Gewohnheiten sind bekannt, unsere Markenpräferenzen und unser zeitlicher Tagesrhythmus. Die Konsumenten von morgen werden aber ohnehin in vielen Bereichen flexibler sein: Sie werden weniger Dinge besitzen, sich mehr Gegenstände mit anderen teilen oder ausleihen, um Portemonnaie und Umwelt zu schonen.
Neue Marken und Versprechen: Das erwartet uns
Zumindest in unseren Breitengraden sind Begriffe wie Nachhaltigkeit oder soziale Produktion für den Kaufentscheid wichtige Kriterien. Deshalb werden die Konsumenten zu wissbegierigen Käufern und wollen mehr Informationen über die Herkunft und Produktion ihrer Lebensmittel erhalten.
Damit ergeben sich aber auch neue Möglichkeiten für Marken und Markenversprechen. Auch das Thema Gesundheit wird bedeutsamer und durch Konsumenten stetig überwacht und optimiert. Deshalb müssen sich zukünftige Produkte und Dienstleistungen auch an die individuellen Gesundheitszustände anpassen. Die Entwicklung und Veränderung wird schneller von statten gehen als heute und dadurch wird immer klarer: Der Konsument bestimmt, morgen noch viel mehr als schon heute.
Für uns Konsumenten eine schöne neue Welt. Für die Produkthersteller und Vermarkter bedeutet das allerdings eine große Herausforderung – welches Produkt entspricht nun tatsächlich dem Bedürfnis der zukünftigen Konsumentinnen und Konsumenten? Welche Produkte wollen sie und wie könnte das Produkt der Zukunft aussehen?
Das Produkt der Zukunft: Fake it until you make it
All diese Fragen beschäftigen viele Unternehmen aus dem Retail- und Konsumgütermarkt und sie suchen konkrete Antworten. Denn schlussendlich müssen Retailer das Produkt der Zukunft nicht nur vermuten, sondern auch entwickeln und herstellen. Ansonsten bleibt es immer Idee und Fantasie.
Gibt es also Möglichkeiten das Produkt der Zukunft zu entwickeln? Und das ohne an der Konsumwelt von morgen vorbei zu produzieren und damit teuer zu scheitern? Ja das geht. Ein Praxisbeispiel: Gemeinsam mit einem grossen Schweizer Lebensmittelhersteller hat etventure ein Produkt-Sortiment der Zukunft entwickelt und auf den Markt gebracht. Da wir aber wissen, dass nach wie vor die meisten Konsum-Produkte erst im Laden scheitern (“first moment of truth”) – also zu spät und zu teuer –, war von Anfang an klar: Das “Produkt der Zukunft” muss zuerst nur virtuell entstehen und ganz am Schluss – wenn die Nachfrage zweifelsohne bestätigt ist – hergestellt werden. Ganz nach dem Motto: “Fake it until you make it”.
Die Grundlage von Erfolg ist ein großer Papierkorb
Die Einzigen Eckdaten, die wir von unserem Kunden zunächst hatten: Er wollte “neue Food-Angebote im Bereich Gesundheit & Wellness” lancieren. Alles weitere war offen. Nach der ersten Sortimentsanalyse, in welchem Bereich der Retailer tatsächlich noch Bedarf für neue Produkte hat und wir Markttrends und Potenziale erörtern und beziffern konnten, sprachen wir mit Kunden. Explorative Interviews bei den potenziellen Kunden halfen uns das genaue das Bedürfnis noch besser zu verstehen.
Erst zu diesem Zeitpunkt haben wir begonnen ein neues Produkt als Visualisierungen oder als Scribbles zu entwerfen. Natürlich haben wir dabei auch viele erste Ideen wieder verworfen, das gehört dazu und ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Damit bereits erste Konsumenten gewonnen werden konnten, ohne das Produkt überhaupt herzustellen, haben wir begonnen das Produkt rein virtuell im Internet zu vermarkten.
Das moderne Produkt ist immer und überall dabei
Damit konnten wir zwei Dinge erfolgreich testen: das Interesse an dem Produkt und die Kaufbereitschaft auf verschiedenen Kanälen. Wichtig allerdings ist, die potenziellen Konsumenten im Glauben zu lassen, das Produkt sei tatsächlich erhältlich. Dazu wurde unter anderem eine Webpage erstellt und das Produkt via Google und auf den Sozialen Medien wie Facebook und Instagram beworben. Zudem führten wir mit verschiedenen Produktvarianten A-B-Tests durch.
Das hat uns viele spannende Einsichten gebracht. Beispielsweise, dass unsere Kundinnen und Kunden das Produkt nicht in grossen Dosen wollen, sondern vorportionierte Packungen bevorzugen, die sie überall dabei haben können: Stichwort “Convenience”.
Startschuss: Time to Market!
Time to Market bedeutet für uns: Wir beginnen die erste Version des Produkts erstmals in geringer Anzahl herzustellen und online zu verkaufen. Die Kunden erhielten die ersten Musterprodukte. Mittlerweile wurde das Produkt durch die Käufer-Rückmeldungen stetig weiterentwickelt und ist über das Internet verkäuflich. Das auf Basis der ersten Käufer-Rückmeldungen weiterentwickelte Produkt ist heute ganz einfach im Internet erhältlich. Durch die gewonnenen Erkenntnisse hatten wir die Gewissheit, dass die Idee verstanden wurde und von den Kunden als interessant empfunden wurde.
Zugegeben: Auch wir können die Zukunft nicht voraussehen. Aber mit dem oben beschriebenen Ansatz können wir das Produkt von morgen in sehr schneller Zeit und maximal konsumenten-zentriert entwickeln. Ganz nach dem Prinzip: Wenn eine Produkt- oder Serviceinnovation scheitert, dann früher – und deutlich günstiger als in der Vergangenheit.