Startups und Stahlindustrie – Wie Industrieunternehmen von den Innovationsmethoden der Startups profitieren können. Das erläuterte Alexander Franke, Geschäftsführer der etventure business ignition GmbH, beim Handelsblatt Stahlmarkt 2016 in Düsseldorf. etventure war bei dem zweitägigen Branchentreffen vom 16. bis 17. Februar als Förderer und Aussteller vor Ort.
“Wenn sich eine Industrie massiv transformieren muss, dann ist es die Stahlindustrie.” Mit diesem Statement machte Alexander Franke deutlich, wie notwendig Veränderungen für die Branche sind. Überkapazitäten und schlechte Erträge, auch bedingt durch die starke Konkurrenz aus Russland und Fernost, machen der europäischen Stahlindustrie das Leben schwer. Die Aussichten sind düster. Umso wichtiger ist es, Digitalisierung als Chance zu erkennen.
Die Bezeichnung “Industrie 4.0” ist in diesem Zusammenhang zum allgegenwärtigen Buzzword geworden. Dazu meint Franke: “Schlagwörter wie Industrie 4.0 sind schön und gut, aber Unternehmen müssen für sich selbst klären, was das konkret für sie und ihre Kunden bedeutet und daraus ihr Handlungsfeld ableiten.” Die Angst vor einer so großen Aufgabe wie der digitalen Transformation kann dabei lähmend wirken. Doch als mittelständisches Unternehmen könne man auch mit wenigen Millionen Euro Einsatz bereits viel bewirken, so Franke.
Wenn Startup-Denke und Stahlindustrie zusammenkommen, prallen Welten aufeinander. Doch genau dieser Kontrast ist sinnvoll, um die Digitalisierung voranzutreiben. Denn Startups haben eine völlig neue Art, an Problemstellungen heranzugehen. Die Basis ist dabei eine radikale Nutzerzentrierung. Das Produkt muss wesentliche Bedürfnisse des Kunden erfüllen. Ausgehend von diesem Gedanken werden mit Innovationsmethoden wie Design Thinking neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt. “Dabei ist Geschwindigkeit wichtiger als Kontrolle”, erklärte Alexander Franke. “Auch Prototypen und minimale Produkte stellen erste Kunden zufrieden und können gemeinsam mit diesen weiterentwickelt werden.”
Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit von etventure mit dem Stahlhändler Klöckner & Co. etventure hat eine interne Digitaleinheit bei Klöckner & Co aufgebaut und unterstützt den Stahlkonzern bei der Umsetzung zahlreicher Digitalprojekte. Durch den Aufbau der Digitaleinheit kloeckner.i schaffte das Unternehmen einen “geschützten Raum”, in dem digitale Geschäftsmodelle – abgekoppelt von der Organisation – entwickelt werden können. Der Fall Klöckner zeigt außerdem, wie bedeutend es ist, dass die digitale Transformation von der Geschäftsführung vorangetrieben wird. So hat sich Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender von Klöckner & Co, im Silicon Valley mit der Arbeitsweise von Startups vertraut gemacht und hat seither sein Unternehmen auf einen konsequenten Digitalisierungskurs gebracht. Partnerschaften wie diese, bei der Branchenexperten und Umsetzer mit Digital-Know-how zusammenkommen, stellen einen wesentliche Erfolgsfaktor für die Transformation dar.
Auch Gisbert Rühl trat beim Stahlmarkt 2016 als Redner auf und stellte die Digitalisierungsstrategie des Stahlhändlers vor. Er stellte klar: Der heutige Stahlhandel operiert noch immer genauso wie im Jahr 1999. Bis 2019 werden aber 50 Prozent aller Umsätze über digitale Kanäle erzielt. Mit dem Aufbau einer Kontraktplattform, mit der Kunden, wie große Fertiger und Anlagenhersteller in Europa und den USA, online ihre laufenden Bestellungen und Lieferungen einsehen und verwalten können, ist der Konzern zum digitalen Vorreiter in der Branche geworden. Inzwischen nutzen rund 500 B2B-Kunden von Klöckner & Co die digitale Plattform, allein im Jahr 2015 konnte der Stahlhändler mit der Kontraktplattform 80 Millionen Euro umsetzen. Schon ab 2017 sollen rund zehn Prozent der Umsätze über solche digitalen Kanäle erwirtschaftet werden. Außerdem plant Rühl, die Industrieplattform im nächsten Jahr für Wettbewerber zu öffnen. Dass Klöckner & Co die Notwendigkeit der digitalen Transformation inzwischen verinnerlicht hat, beweist auch eine interne Umfrage: 80 Prozent der Mitarbeiter haben die Wichtigkeit der Digitalisierung verstanden, so Rühl.
etventure fungierte bei der Veranstaltung als Förderer und präsentierte sich den Teilnehmern außerdem mit einem eigenen Stand.