Der Sommer neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Zeit für ein kurzes Update über die wichtigsten Neuigkeiten rund um digitale Trends und Themen. Denn trotz Sommerloch – auch die vergangenen Wochen hielten einige News parat: Das große Rennen um die künstliche Intelligenz, Digitalisierung in der Baubranche, die Versicherungsbranche muss sich für den Angriff der Insurtechs wappnen und Österreich debattiert über die Maschinensteuer.
Das große Rennen um die künstliche Intelligenz (FAZ)
Künstliche Intelligenz ist die “vermutlich größte Gefahr für unsere Existenz”, sagt Tesla-Chef Elon Musk. Ganz so schwarz sehen das aber glücklicherweise nicht alle. Denn künstliche Intelligenz bietet auch zahlreiche Chancen für Unternehmen. Das zeigen Übernahmen wie die des kalifornischen AI-Startups Nervana durch Chiphersteller Intel oder auch des Startups Turi durch Apple. Google, Microsoft oder Amazon gehören ohnehin zu den Vorreitern in diesem Bereich. Doch auch hierzulande ist das Thema Artificial Intelligence längst angekommen. Tatsächlich müssen sich die deutsche Industrie und vor allem die Forschung auf diesem Gebiet nicht vor der Konkurrenz aus dem Silicon Valley verstecken. So stellt das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI) in Saarbrücken, gemessen an Mitarbeitern und Drittmitteln, weltweit das größte Zentrum für KI-Forschung dar. Auch VW hat das Thema für sich entdeckt und beteiligt sich an der Forschung des DKFI. Denn die künstliche Intelligenz ist, so VW-Chef Matthias Müller, “eine Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren.”
Ob nun die Artificial Intelligence eine Chance oder eher eine Gefahr für den Menschen darstellt – wie es neben Musk auch Physiker Stephen Hawking prognostiziert – die Entwicklung kann nur noch gelenkt und nicht aufgehalten werden. Das große Rennen ist in vollem Gange.
Alle wissen alles (Süddeutsche Zeitung)
Hätten Pleiten, Pech und Pannen rund um den Berliner Flughafen mithilfe digitaler Technologien verhindert werden können? Möglicherweise nicht die unrühmliche Korruptionsaffäre. Wohl aber die planerischen Mängel, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Das Stichwort hierzu lautet Building Information Modeling – kurz BIM. Darunter versteht man die digitale Planung und 3D-Modellierung einer Baustelle, bei der sämtliche Schritte und Änderungen vorab nachvollzogen werden können – von allen am Bau beteiligten Akteuren. Das klingt toll, in der deutschen Baubranche hält sich die Begeisterung allerdings bislang in Grenzen. Gerade einmal 6 Prozent der Bauunternehmer und -zulieferer aus der DACH-Region nutzen digitale Technologien. Die Folgen: Ineffiziente Prozesse, schlechte Zusammenarbeit der Beteiligten, Intransparenz und Papierstau. Vor allem die Notwendigkeit, das Personal auf dem Bau zu schulen und mit den digitalen Tools vertraut zu machen, schreckt die Unternehmen bislang ab. Dabei sollte sich die Baubranche eines klarmachen: Für jede Innovation ist auch eine Investition notwendig.
Versicherern droht ihr Airbnb-Erlebnis (FAZ)
Während die Baubranche die Digitalisierung bislang eher als “Nice-to-have” begreift, erlebt die Versicherungsbranche aktuell, was es heißt, von der neuen digitalen Konkurrenz angegriffen zu werden. Startups wie Trov aus San Francisco zeigen, wie die Zukunft im Versicherungsgeschäft aussehen könnte: kurzfristig abschließbare, transparente und individualisierte Lösungen für den Kunden oder die Unterstützung von Robotern im Beratungsprozess sind Aspekte, die bereits existieren oder in der Entwicklung sind. Dennoch steht die Insurtech-Szene noch am Anfang. So schreibt FAZ-Redakteur Philipp Krohn: “Die Digitalisierung macht viele Dinge bei Versicherern möglich, die bislang undenkbar waren […] Doch momentan sind die meisten Innovationen im Versicherungsvertrieb zu sehen, nicht aber im Versicherungsbetrieb.” Dabei ließen sich hier die größten Gewinne erzielen. Schadensvermeidung statt Schadensersatz lautet das Schlüsselwort. Das revolutionäre Insurtech-Geschäftsmodell, sozusagen das Airbnb der Versicherungsbranche, wird aktuell noch gesucht.
Die falsche Angst vor dem Ende der Arbeit (Neue Zürcher Zeitung)
Vernichtet die Digitalisierung Arbeitsplätze? Diese Frage treibt derzeit unsere Nachbarn in Österreich um. Denn Österreichs Kanzler Kern gehört eher zur Fraktion der Pessimisten und will nun mit der Einführung einer sogenannten Maschinensteuer regulierend eingreifen. Durch Steuern auf das Produktionskapital sollen Sozial- und Rentensysteme zukünftig gesichert werden. Ähnliche Debatten werden auch hierzulande oder in der Schweiz im Zuge der Abstimmung über ein bedingungsloses Grundeinkommen geführt. Dazu stellt NZZ-Redakteur Matthias Benz fest: “Die populäre Sicht vom «Ende der Arbeit» hat allerdings einen grossen Haken: Sie hat sich bisher als falsch erwiesen. Trotz revolutionären Produktivitätsfortschritten geht heute weltweit eine deutlich grössere Zahl von Menschen einer Arbeit nach als noch vor 100 oder 150 Jahren.” Wie auch schon die früheren industriellen Revolutionen, die Motorisierung und Technisierung, wird auch die Digitalisierung zu Verschiebungen in der Arbeitswelt führen – die Erfahrungen sprechen aber eher dafür, dass der Nettoeffekt letztlich gleich bleibt.