Was brachte der vergangene Monat an Neuigkeiten zum Thema Digitalisierung? Laut einer Bitkom-Studie sorgt die Digitale Transformation für mehr Jobs, Unternehmen schöpfen das Potenzial von Social Collaboration noch nicht aus, bei Siemens hält die Startup-Kultur Einzug und warum der klassische Führungsstil ausgedient hat.
Bitkom-Umfrage: Digitalisierung sorgt für mehr Jobs – aber Weiterbildung fehlt (W&V)
Es ist eine der großen Fragen rund um die Digitalisierung: Was passiert mit den Arbeitsplätzen? Werden Jobs wegfallen oder neue Arbeitsplätze geschaffen? Der Digitalverband Bitkom hat hierzu Unternehmen befragt. Den Ergebnissen zufolge rechnen die Unternehmen mit einem Plus an Jobs in den nächsten zehn Jahren, vor allem für gut ausgebildete Arbeitnehmer. Das ist zunächst eine gute Botschaft. Jedoch versäumen es die Unternehmen bislang, bestehende Mitarbeiter im Hinblick auf digitale Technologien weiterzubilden. Zwar halten 97 Prozent der Unternehmen die Weiterbildung und Vermittlung von Digitalkompetenzen für wichtig, doch weniger als ein Drittel hat hierfür bislang eine Strategie oder ein festes Budget. Ein Widerspruch, denn wer hochqualifizierte Mitarbeiter mit Digital-Know-how will, muss hierfür auch selbst etwas tun.
Digitale Transformation: Potenzial bei Social Collaboration längst nicht ausgeschöpft (Wirtschaftswoche)
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim Thema Social Collaboration. Digitale Technologien schaffen großartige Möglichkeiten, auch für die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen. Social Intranets und File-Sharing-Plattformen können den Austausch – standort- und länderübergreifend – erleichtern, die Wissensvermittlung verbessern und die Zusammenarbeit insgesamt nachweislich effizienter machen. Klingt toll. Trotzdem sind deutsche Unternehmen sehr verhalten in Bezug auf Social Collaboration, wie eine aktuelle Studie zeigt. So schreibt Wirtschaftswoche-Redakteur Michael Kroker: “Zwischen den hohen Erwartungen und dem Unternehmensalltag klafft jedoch noch eine große Lücke […] Persönliche Kontakte, Telefonate und E-Mails stehen in vielen Unternehmen nach wie vor hoch im Kurs.” Vor allem der Mittelstand sowie Banken und Versicherungen, die Konsumgüterindustrie, das Gesundheitswesen und Energieversorger haben hier noch Nachholbedarf.
Siemens will “schneller und billiger scheitern” (Die Welt)
Beinahe im Wochentakt verkünden große Industriekonzerne, dass sie ins digitale Zeitalter aufbrechen wollen. Zuletzt hörte man das vor allem von der deutschen Automobilindustrie (siehe dazu auch die aktuelle Kolumne von etventure Gründer und Geschäftsführer Philipp Depiereux auf BILANZ). Nun will auch Siemens die Digitale Transformation forcieren – durch mehr Startup-Kultur und die Gründung von next47, einer eigenen Unternehmenseinheit für die Digitalisierung. Dazu erklärte Technikvorstand Siegfried Russwurm: “Die Spielregeln für Innovationen haben sich geändert. Wir müssen offen für Neues sein”. Deutsche Konzerne müssten schneller werden und eine Scheiterkultur entwickeln. Ab Oktober wird next47 starten, rund eine Milliarde Euro plant Siemens innerhalb der nächsten fünf Jahre in die neue Digitaleinheit zu investieren. Durch next47 sollen die Zusammenarbeit mit Startups gebündelt und neue Technologien entwickelt werden. Unter anderem will Siemens die Themenfelder elektrisches Fliegen, künstliche Intelligenz und vernetzte Mobilität vorantreiben.
Dass etablierte Unternehmen die Kooperation mit Startups suchen, ist grundsätzlich richtig, denn beide Seiten können voneinander profitieren. Damit die Zusammenarbeit funktioniert, müssen aber auch die Unterschiede in der Unternehmens- und Arbeitskultur – mit dem stark hierarchisch strukturierten Großkonzern auf der einen, und den jungen, flexiblen Gründerteams auf der anderen Seite – berücksichtigt werden. Siemens wäre nicht der erste deutsche Konzern, dessen Startup-Engagement am Zusammenprall dieser beiden Welten scheitern würde.
Machtorientierte Führung hat ausgedient (Wirtschaftswoche)
Wie entscheidend ein Kulturwandel für die Digitalisierung ist, unterstreicht auch Oliver Blüher, Country Manager DACH bei Dropbox, in seinem Gastbeitrag in der Wirtschaftswoche. Damit ist nicht nur eine generelle Veränderung der Unternehmenskultur, sondern auch die Führungskultur gemeint. “Alte Management-Stile haben in unserer modernen Arbeitswelt keinen Platz mehr. Führungskräfte von heute müssen sich auf schnell wandelnde Märkte einstellen, Produkte und Dienstleistungen vernetzen, Prozesse kundenorientiert ausrichten und Mitarbeiter fördern”, so Blüher. “Wer heute als Chef von seinen Mitarbeitern ernst genommen werden will, ist kein Kommandant. Er ist Kommunikationsexperte.” Die digitalen Technologien bedeuten eine stärkere Vernetzung, der persönliche Kontakt – über unterschiedlichste Kanäle – gewinnt an Bedeutung. Kooperation statt Kontrolle, Eigenverantwortung und Mitspracherecht statt Hierarchien. Für viele Unternehmenslenker mag diese Veränderung hart sein. Doch wer auch in Zukunft erfolgreich sein will, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter anziehen und halten will, wird an diesem Changeprozess nicht vorbeikommen.