Welche Neuigkeiten zum Thema Digitalisierung gab es im September? Wie üblich geben wir am Monatsende einen Überblick über die Top-Themen in den Medien. Dieses Mal geht es um die Digital-Offensive bei Daimler, die notwendige Veränderung der Unternehmenskultur sowie die Vorteile der Digitalisierung im Hinblick auf gesellschaftliche Gleichheit.
Daimler baut Konzern für die Digitalisierung um (FAZ)
Daimler steht gut da. Dafür genügt ein Blick auf die aktuellen Absatzzahlen. Mittlerweile stehen die Stuttgarter Autobauer auch wieder vor den Konkurrenten Audi und BMW. Dennoch will sich Daimler-CEO Dieter Zetsche nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Um das Unternehmen besser auf die Digitalisierung einzustellen, plant Zetsche drastische Strukturveränderungen. “Wir stellen uns vor, dass wir kurzfristig, innerhalb von einem halben Jahr oder Jahr, rund 20 Prozent der Mitarbeiter auf eine Schwarm-Organisation umstellen“, erklärte Zetsche jüngst der FAZ. Ziel ist es, am Beispiel von Startups, das Unternehmen insgesamt agiler, wandlungsfähiger sowie entscheidungsfreudiger zu machen. Dafür bricht Daimler bisherige hierarchisch organisierte Strukturen auf. Mitarbeiter sollen themenspezifisch und unabhängig von Abteilungen vernetzt agieren können.
Damit beweist Zetsche, dass er verstanden hat, dass die Digitalisierung auch einen Kulturwandel im Unternehmen erforderlich macht. Einen Konzern wie Daimler, mit jahrzehntelang gewachsenen Strukturen und Prozessen, auf Agilität und Startup-Denke umzupolen, wird jedoch kein leichtes Unterfangen. Das macht auch Philipp Depiereux, Gründer und Geschäftsführer von etventure, in seiner Kolumne “Der digitale Entrepreneur” auf BILANZ deutlich: Die Digitalisierung erfordert einen Perspektivwechsel – weg vom ingenieursgetriebenen Perfektionismus und hin zur schnellen, agilen Produktentwicklung mithilfe von Startup-Methoden. Ein Kulturschock für viele Ingenieure!
Wie die Digitalisierung die Unternehmenskultur verändert (FAZ)
Mit einem Kulturwandel, wie ihn aktuell Daimler anstrebt, gehört der Automobilkonzern zu einem der Vorreiter. Für viele andere Unternehmen stellen die Digitale Transformation und die damit einhergehenden Veränderungen der Unternehmenskultur noch immer eine große Unbekannte dar. Während Konzerne wie Daimler schon Startup-Strukturen etablieren, eigene Digitaleinheiten aufbauen oder virtuelle Arbeitsplätze schaffen, stellt für andere Unternehmen schon die Schaffung eines modernen Intranets ein großer Schritt dar. Denn neben den Geschäftsmodellen, müssen auch die Zusammenarbeit und die interne Kommunikation den digitalen Anforderungen angepasst werden. Zentral hierbei: “Technische Neuerungen im Unternehmen brauchen einen konkreten Bedarf. Technischen Fortschritt, der nur als Spielerei angesehen wird, akzeptieren die Mitarbeiter nicht.”
Bislang wird das Potential, die Produktivität und Effizienz in der Zusammenarbeit durch digitale Tools zu erhöhen, jedoch kaum ausgeschöpft. Viele Unternehmen wissen schlichtweg nicht, wo sie bei der Digitalisierung anfangen sollen. Vor allem der Bedarf im Bereich der Executive Education ist enorm hoch. Denn es fehlt an digitalem Know-how bei den Mitarbeitern und insbesondere bei den Führungskräften. Das bestätigt auch Mathias Weigert, CEO der Unternehmerschmiede, einem Joint Venture von etventure und Kienbaum: „Den digitalen Unternehmer, der ja durchaus eine Art Alleskönner ist, gibt es derzeit nicht am Markt.“
Die Digitalisierung ist der größte Gleichmacher unserer Zeit (Süddeutsche Zeitung)
Welche Chancen und Verbesserungen bietet die Digitalisierung – nicht nur aus Perspektive von Wirtschaft und Unternehmen, sondern für die Gesellschaft als solches? Dieser Frage ist die Süddeutsche Zeitung nachgegangen. Als Apple 2007 das iPhone präsentierte, hatte die “Digitalisierung ihren bislang sichtbarsten Ausdruck gefunden”, schreibt SZ-Redakteur Guido Bohsem: “Das Smartphone steht wie kaum ein anderes Instrument für die Vernetzung der Menschen untereinander, und es steht für die Vernetzung der Maschinen.” Der Wandel des Smartphones vom überteuerten Digital-Spielzeug hin zum unverzichtbaren Alltagsgegenstand jedes Einzelnen zeigt beispielhaft, wie Digitalisierung zu mehr gesellschaftlicher Gleichheit beiträgt – vor allem was den Zugang zu Information, kulturellen Leistungen und Bildung angeht. Im Internet wird das Wissen der Welt kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch im Hinblick auf Konsumgüter fungiert das Internet als Gleichmacher – zumindest was die Verfügbarkeit angeht: Dank Amazon und Co. sind selbst ungewöhnliche Produkte an jedem Wohnort leicht verfügbar, sodass, im Gegensatz zu früher, auch Landbewohner einfachen Zugang zum Kauf solcher Dinge haben.
Daneben wird die Digitalisierung auch Vorteile für die Arbeitswelt bringen und für mehr Gerechtigkeit sorgen. Beispielsweise dadurch, dass mit dem zunehmenden Einsatz von Robotern gefährliche Jobs durch Maschinen übernommen werden können. Die Aufteilung in sichere und gefährliche Jobs, in Jobs, die aus physischen Gründen nur von Männern und nicht von Frauen übernommen werden können, schwindet. Auch für das Familienleben bieten die technologischen Möglichkeiten zahlreiche Erleichterungen. Flexible Arbeitszeiten, im Büro oder Zuhause, ermöglichen mehr Raum für die Betreuung der Kinder.
Dennoch wird die Digitalisierung sehr kritisch betrachtet, negative Auswirkungen werden oft zu drastisch dargestellt. Dahinter steckt die Angst vor dem Neuen und Unbekannten und vor allem vor der Geschwindigkeit, mit der sich der digitale Wandel vollzieht. Doch um von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren zu können, müssen wir diese Veränderung annehmen und mit der Geschwindigkeit der Digitalisierung Schritt halten.