Der etventure Hackathon – Teil 2: Nur noch kurz die Welt retten
19. August 2016
Let’s make the world a better place. Dieses ambitionierte Motto haben wir für unseren ersten etventure Hackathon auserkoren. In Teil 1 dieser Blogreihe erzählten wir bereits, wie die Idee dazu entstand und was ein Hackathon eigentlich ist. Nachdem sämtliche organisatorischen Hürden schließlich überwunden waren, konnten wir endlich durchstarten. In Teil 2 berichten wir über intensive Brainstorming- und Entwickler-Sessions im idyllischen Mecklenburg-Vorpommern, Bootsfahrten im Morgengrauen und den Kampf mit dem fehlenden Internet.
Phase 2 – Kickoff & Setup
Wir hatten das Thema – #letsmaketheworldabetterplace – bereits ein paar Tage vor Beginn an alle Hackathon-Teilnehmer kommuniziert, sodass das Team vorgewarnt war. Am Freitag Abend, nachdem die Location besichtigt, die Zimmer zugeordnet und selbstgemachte Pizzen in den Ofen geschoben worden waren, begann die Ideenphase. Jeder sollte ein bis zwei Ideen auf einem Stück Papier notieren und gegebenenfalls gestalten. Die Idee musste so präsentiert werden, dass sie leicht verständlich war und sich die anderen direkt etwas darunter vorstellen konnten. Im Anschluss wurde mittels kleiner Klebepunkte im gesamten Team abgestimmt. In dieser Phase spielten Überlegungen zu Machbarkeit, Ausbaumöglichkeiten oder Marktpotenzial überhaupt keine Rolle.
Die zehn Ideen, welche die meisten Punkte erhielten, wurden dann noch einmal in kurzen, sehr unterhaltsamen 1-2-Minuten-Pitches von den jeweiligen Ideengebern vorgestellt. Dabei wurde sehr schnell deutlich: Hier ist niemand zum Spaß angetreten. Für den eigenen Pitch wurden alle Register gezogen. Mit aufwendig designten Ideenpapieren, der schwangeren Freundin als Ideengeberin und Primärzielgruppen die von Flüchtlingen, über die Umwelt bis hin zu den etventure Programmierern reichten wurde nichts unversucht gelassen, um das Publikum von der eigenen Idee zu überzeugen. Wie hoch die allgemeine Qualität der Ideen letztendlich war, zeigt schon allein die Tatsache, dass es so grandiose Vorschläge wie das Pirate Radio, Anonymous Knowledge Sharing oder das Cow Emission Trade System nicht in die finale Umsetzung geschafft haben.
Ausgewählt wurden schließlich die folgenden fünf Ideen:
Lunch Randomizer: Zufällige Einladung von vier Kollegen zu einem gemeinsamen Lunch Date
Easy Form App: Crowd Service für die mehrsprachige Erklärung von Anträgen und Formularen
B-Day Present Support: Unterstützung zur Organisation von persönlichen Geburtstagsgeschenken für Kollegen
The Tracking Cube: Hardware-Lösung für einfaches Time Tracking
Localization App: Online-Tool zur Verwaltung von Sprachversionen für interne Produkte
Nachdem der Head of Technology – und Autor dieses Beitrags – seinen eigenen Vorschlag für die Localization App in weiser Voraussicht aus dem Wettbewerb zurückgezogen hatte, um Mitarbeiter-Bias von vornherein auszuschließen, waren schnell vier einigermaßen heterogene Teams erstellt und es wurden noch einmal kurz die Regeln erklärt:
Hack Responsibly
Es werden alle Team-Mitglieder aktiv am Entwicklungsprozess beteiligt. Jeder kann etwas beitragen.
Sharing is Caring
Erkläre deinen Teammitgliedern, aber auch den anderen Teams, was du tust.
No Borders – no Divisions
Tausch dich mit anderen aus, insbesondere, wenn sie nicht vom selben Fachgebiet sind.
Absorb all the Magic
Nimm dir Zeit, um die anderen Projekte anzusehen und gib’ Feedback.
Don’t forget it’s Weekend
Hab’ Spaß mit allen Teams – das ist kein Wettbewerb.
Nachdem letzte Bedenken zur Machbarkeit geklärt waren und sogar das “Tracking Cube”-Team einen kreativen Lösungsansatz für die Entwicklung eines Hardware-Prototypen ohne Hardware-Bausatz gefunden hatte, ging es los.
Phase 3 – Prototyping
Hoch motiviert gingen die Teams in die Konzeptionsphase. Zu diesem Zeitpunkt war wenig bis nichts davon zu spüren, dass es eigentlich Freitag Abend und somit das Ende einer für viele sehr anstrengenden Arbeitswoche war. Innerhalb der Location gab es inklusive Gastro-Küche und Lounge mit Klavier genügend Raum für die verschiedenen Teams, um sich ungestört zu ihren Ideen austauschen zu können. Die größte Schwierigkeit in dieser Phase war es, unter hohem Zeitdruck gemeinsam eine umfassende Produktvision zu erarbeiten und diese quasi im gleichen Schritt auf einen in dieser extrem kurzen Zeit realistisch umsetzbaren Prototypen zu reduzieren. Insbesondere die mangelnde Erfahrung, was in wenigen Stunden machbar ist und was nicht, sorgte für Unsicherheit. Bis spätestens Mitternacht hatten sich die Teams einen Plan zurechtgelegt, was sie am nächsten Tag konkret präsentieren wollten und gingen entsprechend in die Umsetzung. Teilweise gab es sogar konkrete Projektpläne, bei denen statt in Tagen und Wochen in Stunden gerechnet wurde. Da wurde eine Deadline dann auch mal auf 4 Uhr morgens gelegt.
Insbesondere in der Konzeptionsphase wurde deutlich, dass sich eher kleine, gut greifbare Themen etwas besser eignen, da man hier sehr schnell in die Umsetzung gehen kann. Bei komplexeren Ideen, wie beispielsweise der Easy Form App, war es um einiges aufwendiger, die konkrete Produktvision zu erarbeiten. Entsprechend konnte auch die eigentliche Entwicklungsarbeit erst deutlich später beginnen als bei den anderen klar umrissenen Projekten.
Einige der Teams arbeiteten bis zum Morgengrauen und ließen es sich dann nicht nehmen, kurz vor Sonnenaufgang einen Abstecher auf den See zu machen, um dort bei einem Feierabend-Getränk noch einmal intensiv über die nächsten Entwicklungsschritte zu debattieren. Zwischen 7:00 und 9:00 morgens passierte nichts Erwähnenswertes.
Kurz darauf stellte sich die Erkenntnis ein: Mit wenig Schlaf kann man zurechtkommen, aber ohne Essen geht gar nicht. Daher wurde ein ausführliches Frühstück mit Spiegelei (an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank ans Operations-Team) und abwechslungsreichen Brotbelägen vom Discounter aufgetischt. Daraufhin ging es nahtlos über in die zweite Entwicklungsphase. Spätestens jetzt wurde der Zeitdruck spürbar. Jede Minute, die in der Nacht noch überflüssigerweise in das Testen von APIs (für alle Nicht-Programmierer: API ist das Kurzwort für Application Programming Interface, zu deutsch eine Programmierschnittstelle) für jetzt verworfene Prototyp-Features gesteckt wurde, rächte sich nun doppelt und dreifach. Um trotzdem etwas Vorzeigbares auf die Beine stellen zu können, wurde nun auf die Unterstützung aus anderen Teams zurückgegriffen, die in der Regel – abgesehen von ein paar semi-sarkastischen Kommentaren – anstandslos gewährt wurde.
So gegen Mittag waren alle Teams optimistisch, die gesetzte Deadline von 19 Uhr einhalten zu können. Insgesamt schien die Stimmung allerdings etwas zu gut zu sein, sodass der Hackathon-Gott ein kleines Schmankerl organisierte und von einem Moment auf den anderen der Online-Zugang einbrach. Für ein auf Web-Services spezialisiertes Entwicklerteam ist das so ziemlich der Super-GAU. Mit allen Mitteln versuchten wir, das Problem in den Griff zu kriegen, aber selbst der eigens mitgekommene IT-Administrator konnte das Problem nicht lösen. Wie wir im Nachhinein erfuhren, wäre dies selbst für den Chaos Computer Club unmöglich gewesen, da ein Telefonmast umgekippt war und nun der gesamte Traffic der Umgebung über den Alternativmast geleitet wurde. Die daraus resultierende Verbindungsgeschwindigkeit hätte dem Vergleich mit einem analogen 90er Jahre Dial-up Modem wohl nicht standgehalten.
Insofern mussten Alternativen gefunden werden. Während das Hardware-Team nun direkt davon profitierte, dass sie auf Internet-Schnick-Schnack verzichteten, hatte das Team Lunch-o-Rama zufällig eine stabile LTE-Verbindung unter einer Linde im Garten gefunden und führte den letzten Feinschliff bei herrlichem Sonnenschein im Freien durch. Alle anderen teilten sich in streng rationierten Zeitfenstern eine 2000er Landline.
Ab auf die Zielgeraden… Im dritten und letzten Teil präsentieren wir euch die Ergebnisse des etventure Hackathon. Dranbleiben!
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