Was Unternehmen und Startups voneinander lernen können – Laura Kohler beim Telefónica Startup Talk

12. Mai 2016

Die Digitalisierung verändert die Anforderungen an Geschäftsmodelle und Unternehmensführung massiv. Das gilt für Konzerne und Startups gleichermaßen. Beim gestrigen Startup Talk von Mobilfunkanbieter Telefónica wurde deshalb diskutiert, inwiefern Startups und Konzerne hierbei voneinander lernen können. Und können sie überhaupt miteinander oder liegen die Kulturwelten zu weit auseinander? Auf der Bühne: Markus Haas, COO bei Telefónica Deutschland, Finn Age Hänsel, Managing Director beim Umzugs-Startup Movinga, sowie Laura Kohler, Geschäftsführerin der etventure-Tochter European Innovation Hub.

Obwohl etablierte Unternehmen und Startups häufig direkte Wettbewerber sind, stehen sie vielfach auch vor denselben Herausforderungen: Wie gestalte ich Prozesse schlank und effizient? Welche Struktur ist für mein Geschäftsmodell die beste? Und wie schaffe ich eine motivierende Arbeitskultur? Fragen wie diese wurden beim Telefónica Startup Talk in Berlin besprochen. Moderiert wurde der Startup Talk im Telefónica BASECAMP von Mark Hoffmann, Co-Founder und CEO von Vertical Media, dem Verlag hinter dem bekannten Startup-Medium Gründerszene.

Wenn Startups neue Geschäftsmodelle “auf der grünen Wiese“ aufbauen, haben sie natürlich elementare Vorteile wie Freiraum, Flexibilität, Agilität und Schnelligkeit in der Gestaltung der Geschäftsidee. Junge Gründerteams sind auch viel eher bereit, ins Risiko zu gehen. Das lässt sich nicht ohne weiteres in einem Konzern umsetzen, schon allein auf Grund der Interessen von Investoren, Mitarbeitern und Kunden, die es zu vereinen gilt. Ein großes Hemmnis der Konzerne ist daher oftmals, dass die klassische hierarchische Struktur sowie festgefahrene, mitunter über-komplexe Prozesse innovatives Arbeiten und Denken verhindern, ebenso wie die notwendige Geschwindigkeit für die Digitalisierung.

Das wurde beim Startup Talk deutlich. Dazu erklärte Markus Haas: „Konzerne dürfen nicht stehen bleiben und müssen Freiräume für Innovationen schaffen.“ Auch Laura Kohler stellt dazu fest: „Aus der Erfahrung, die wir bei etventure gesammelt haben, wissen wir, dass die Digitalisierung in Unternehmen in der Regel nur gelingt, wenn sie die Innovationsprozesse aus dem Unternehmen herauslösen. Nur in so einem geschützten Raum können sich neue Denkweisen und Arbeitsprozesse entfalten. Wenn es die Unternehmenskultur zulässt, Geschäftsmodelle umzustellen und Veränderungen vorzunehmen, dann ist schon sehr viel gewonnen bei der Digitalisierung – das setzt aber ebenfalls eine gewisse Scheiterkultur voraus.”

Finn Age Hänsel formulierte das so: „Eine falsche Entscheidung am Montag ist besser als eine richtige Entscheidung am Freitag.“ Denn schon am Dienstag könne man den Fehler korrigieren und – auf Grundlage der gemachten Erfahrung – schon am Mittwoch zu einer neuen, besseren Lösung kommen. Während Unternehmen Produkte und Geschäftsmodelle noch immer bis zur Perfektion entwickeln und dann im schlimmsten Fall keinen Markt dafür finden, gehen Startups nach dem Motto „Fail fast and cheap” vor. Ideen werden schnell, noch als Prototypen, direkt am Nutzer getestet, um zu sehen, was Erfolg verspricht und was nicht. Hierzu ergänzte Laura Kohler: “Um Unternehmen nachhaltig und erfolgreich zu digitalisieren, reicht es nicht aus, Prozesse zu optimieren und neue digitale Produkte einzuführen. Im gesamten Unternehmen muss ein Kulturwandel stattfinden. Jeder Mitarbeiter – von der Unternehmensspitze bis zum Azubi – muss die Risikobereitschaft, den Erfolgshunger, das Tempo und den ausdrücklichen Willen Fehler zu machen, die Startups eigen sind, verinnerlichen und als Chance verstehen.”

„Zum Start braucht es Speed, für Wachstum braucht es aber auch Strukturen“, erklärte Laura Kohler die Erfolgsformel bei der Digitalen Transformation. Insofern können nicht nur Unternehmen von Startups lernen, sondern auch umgekehrt. Dafür brauche es aber einen Mittler, eine Art von Übersetzer, zwischen beiden Seiten. Denn wenn junge Gründer auf Konzerne treffen, prallen Welten aufeinander. Häufig sind die Unterschiede in den Arbeitsweisen, Auffassungen und Kulturen so groß, dass eine Zusammenarbeit nicht über eine erste Vernetzung hinaus geht. Der European Innovation Hub begleitet und unterstützt deshalb Kooperationen zwischen Startups und Unternehmen und baut damit Brücken zwischen Konzern- und Startup-Welt.

Entscheidender Erfolgsfaktor für die Digitalisierung ist aber nicht nur die entsprechende Kultur im Unternehmen, sondern auch das Know-how der Mitarbeiter. Denn durch die Digitale Transformation werden ganz neue Kompetenzen wichtig. Die Anforderungsprofile und Arbeitsrollen verändern sich zunehmend. Markus Haar stellt klar: „Jeder Mitarbeiter, in jedem Bereich im Unternehmen, muss zukünftig ein Datenexperte sein.“

Die gesamte Veranstaltung im Mitschnitt gibt es hier:

Photo Credit to Telefónica Basecamp


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Autor

Doris Bärtle ist Junior PR Managerin bei etventure.

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